Allgäu/Berlin | jan | Über Wege, jugendliche Komatrinker für ihr verantwortungsloses Handeln zu bestrafen, wird Anfang Januar eine Fachrunde von Staatssekretären verschiedener Bundesministerien beraten. Auf den Weg gebracht hat dies der Kemptener Dr. Gerd Müller, den die zahlreichen Alkohol-Exzesse im Allgäu schockieren. Um Jugendliche abzuschrecken, unmäßig zu trinken, werde jetzt sogar über 'Schockbilder' auf allen verkauften Alkohol- Flaschen diskutiert.
Fast jedes Wochenende ein ähnliches Bild: Die Polizei im Allgäu greift sturzbetrunkene junge Menschen auf, die schlägern - oder dazu aufgrund ihres Promillepegels gar nicht mehr in der Lage sind.
Solche Jugendliche direkt in die Verantwortung zu nehmen ist im deutschen Strafrecht derzeit nicht vorgesehen. Die Stadt Kaufbeuren versucht das Übel über so genannte kommunale Satzungen einzudämmen. Im Amtsdeutsch heißt das: Wer sich 'zum Zwecke des Alkoholkonsums im öffentlichen Raum niederlässt', kann zu einem Bußgeld verdonnert werden. 30 solche Bußgelder wurden im vergangenen halben Jahr verhängt, erläutert Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse, ein früherer Polizist.
Saufgelage in privatem Umfeld kann auch Bosse nicht unterbinden: 'Da sind unsere Bundesgesetze löchrig wie Schweizer Käse.'
Hier will der Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, Müller, ansetzen. Er fordert - wie berichtet - die legale Abgabe von Alkohol an Jugendliche zu unterbinden und erst ab 18 Jahren zulassen. Für wirkungsvoll hält er auch, Komatrinkern zu verbieten, den Führerschein zu erwerben. Auf seine Initiative hin werden die Ministerien für Gesundheit, Familie sowie sein eigenes über entsprechende juristische Gesetzesvorstöße beraten.
Über eine ganz andere Abschreckung wird laut Müller in Berlin und bei der EU diskutiert. Alkoholhersteller könnten gezwungen werden, auf alle Flaschen 'Schockbilder' zu kleben, die die gesundheitlichen Folgen von zu viel Alkoholgenuss zeigen. Ein ähnlicher Vorstoß bei Zigarettenschachteln zur Abschreckung für Raucher war gescheitert.