Kaufbeuren (fro). - An einer zweiwöchigen Reise nach Breslau nahmen Schülerinnen der Staatlichen Berufsschule (BS) und der Staatlichen Berufsfachschule (BFS) Kaufbeuren teil. 'Die Polen sind sehr nett gewesen', meint Carmen und für Julia M. war der Aufenthalt in Breslau einfach nur 'cool'. Markus Schiele, Lehrer und Koordinator des Comeniusprojektes, fand die Reise 'schön, nur war das Programm zu dicht gepackt'. Denn die Schülerinnen waren nicht zur Erholung in dem Nachbarland. Sie begannen mit ihrer Arbeit an einem niederschlesisch-allgäuerischen Kochbuch. Die Hauswirtschaftsschülerinnen der BFS und Industriekauffrauen von der BS fuhren mit Schiele und der zweiten Lehrerin, Andrea Murk, per Bahn und Bus nach Breslau. Möglich wurde dies durch das von der Europäischen Union finanzierte Comenius-Fremdsprachenprojekt. Die Schülerinnen wurden unter anderem durch einen zwanzigstündigen Polnisch-Sprachkurs vorbereitet. Den Schülerinnen war danach aber eher mulmig zumute: 'Ich war sehr skeptisch', meint Brigitte. Zunächst verbrachten die jungen Frauen aus Deutschland zusammen mit den polnischen Schülern der Zespol Szkol Zawodowych Nr. 5, einer Berufsschule in Breslau, vier Tage in einer Jugendbegegnungsstätte in Kreisau. Ziel war, dass die Schülerinnen lernten, miteinander auszukommen 'und das war wichtig', fand Brigitte. Dabei arbeiteten deutsche und polnische Schülern gemeinsam an den Übersetzungen und dem Wörterbuch zu ihrem Projekt: Erstellung eines niederschlesisch-allgäuerischen Kochbuchs zur Weihnachtszeit auf Deutsch, Polnisch und Englisch. Unpassend fand Julia S., dass es ausgerechnet dabei ein sehr einseitiges Essen gab, nämlich 'andauernd Kartoffelpüree'. Außerdem beschäftigten sich die Schülerinnen mit dem Nationalsozialismus, da die Begegnungsstätte auf dem Gut Kreisau eingerichtet ist. Dort plante der 'Kreisauer Kreis' um Graf Moltke den Widerstand gegen Hitler. Zum Abschluss besuchten alle das Konzentrationslager Groß-Rosen. Bei einer gefühlten Temperatur von minus 17 Grad war das für die Schülerinnen ein nachhaltiges Erlebnis: Sie wählten diesen Besuch bei einer abschließenden Bewertung als zweitinteressantestes Ausflugsziel. Danach führte die Reise nach Breslau, wo die Schülerinnen von Gastfamilien aufgenommen wurden. 'Die Polen wissen sehr gut über uns Bescheid', stellte Julia S. erstaunt fest. 'Die Menschen sind sehr offen', fand Jenny. Die polnischen und deutschen Schüler hatten untereinander auch keine Probleme. Schiele fand überhaupt, dass die Schülerinnen im 'Verhalten und Arbeitswillen eine gute Truppe waren, auch in den binationalen Arbeitsgruppen'. Neben dem Projekt standen Ausflüge und Besichtigungen einer Christbaumkugelfabrik, einer Papierfabrik, der Jahrhunderthalle, der Universität und in den Japanischen Gärten auf dem Programm, was Anja mit 'super' kommentierte. Jenny 'fand die Ralley gut, wir konnten so die Stadt sehen', oder wie es Julia M. ausdrückte: 'Per Schnitzeljagd Breslau kennen gelernt'.
In drei Sprachen übersetzen Ansonsten mussten die Schüler weiterhin die im Vorfeld gesammelten Rezepte in drei Sprachen übersetzen, 'und das war sehr schwer', fand Carmen. Anja meinte auch, 'dass das Projekt sehr stressig war' - 'vor allem nachdem der Laptop kaputtging', ergänzt Jenny. 'Mir hat es gefallen, aber ich hätte gern mehr Freizeit gehabt', resümiert Regina und Brigitte erhofft sich, 'dass Vorurteile ein bisschen ausgeräumt wurden'. Auch Schiele und Murk hat der Besuch in Polen gefallen. Und 'mit dem Arbeitsergebnis bin ich zufrieden', stellt Murk fest. Jedenfalls soll das Kochbuch bei dem Gegenbesuch der polnischen Schüler handgebunden werden und in limitierter Auflage erscheinen.