Man weiß im ersten Moment nicht so recht: Darf ein Klassik-Geiger stolz sein auf so einen Titel? Oder sorgt diese Auszeichnung vielmehr dafür, dass man den Geehrten nicht wirklich ernst nimmt und stattdessen despektierlich die Nase rümpft.
Schnellster Geiger der Welt!
Bitteschön, man bewundert den schnellsten 100-Meter-Läufer dieser Erde. Den schnellsten Schwimmer in den Disziplinen Kraulen oder Schmetterling. Auch den schnellsten Fahrer bei der Formel 1 oder der DTM. Aber, kratzt man sich verwundert am Hinterkopf, was soll das denn sein: der schnellste Geiger?
David Garrett hat mit diesem Titel keine Probleme. Rimski-Korsakows "Hummelflug" spielte, nein ratterte der 28-Jährige im letzten Jahr in 65,26 Sekunden herunter - fehlerfrei versteht sich - und bekam dafür einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde. Kein Mensch hat dieses Werk jemals schneller beendet.
Mit Garrett, am 26. Januar (20 Uhr), zu Gast in der Big Box Allgäu, ist das ohnehin so eine Sache. Ins Raster der typischen Klassik-Violinisten mag der in Aachen geborene und mit einigen Preisen dekorierte Deutsch-Amerikaner nicht wirklich passen. Mit Garrett hat er sich einen Künstlernamen zugelegt - der bürgerliche Name lautet Bongartz. Mit seiner Kleidung, die er mitunter auf der Bühne trägt, dürfte so mancher Klassik-Purist seine Probleme haben. Und dann behauptet der Mann auch noch: "Ich bin Teil der MTV-Generation und liebe Crossover-Projekte."
Klassik und MTV, das klingt doch wie Hund und Katz, wie Zucker und Salz. Oder etwa nicht? David Garrett, Sohn eines Geigenlehrers, schüttelt bei solchen Fragen den Kopf. Er hält nicht viel von strikten Trennungen im Bereich der Musik, und er bekennt: "Ich bin für alles offen." Vor allem aber, das betont er zumindest in Interviews, die er seit geraumer Zeit sehr zahlreich geben muss, sei er darum bemüht, junge Leute in die Konzertsäle zu locken. Und das funktioniere seiner Meinung nach eben nur, wenn man Brücken baue. In diesem Fall zwischen der Klassik und dem Bereich Rock Pop oder Jazz.
In die Big Box Allgäu kommt der Stargeiger mit langem und blondem Haar, den die Medien schon den David Beckham an der Geige nennen, mit einer Band (Schlagzeug, Piano, Gitarre, Keyboard) und einem großen Orchester. Auch das ist eine ungewöhnliche Kombination, mit der er sich folgendes Ziel gesetzt hat: David Garrett möchte Kenner, Liebhaber und Fans in den Konzertsaal locken. Am liebsten jeden Tag.
Das Konzert von David Garrett und Band sowie Orchester am 26. Januar (20 Uhr) in der Big Box Allgäu in Kempten ist ausverkauft.