Zehntausende Besucher werden auch heuer wieder zum Tänzelfest inklusive des Lagerlebens erwartet. Wie bei jeder Veranstaltung dieser Größe birgt das unbeschwerte Feiern aber auch Gefahren: Kleine bis mittelschwere Verletzungen oder Probleme durch übermäßigen Alkoholkonsum oder Hitze kommen gerade beim Lagerleben oder im Umfeld des Festzeltes auf dem Tänzelfestplatz immer wieder vor. Um in solchen Fällen professionell und ohne lange Anfahrtswege helfen zu können, opfern täglich rund 35 Mitglieder des Kaufbeurer Roten Kreuzes ehrenamtlich in verschiedenen Einsatzteams ihre Freizeit. "Natürlich ist es schade, nicht mitfeiern zu können" erklärt Christian Fleschhut von der BRK-Bereitschaft in Kaufbeuren, der für den Einsatz beim Lagerleben verantwortlich ist. "Aber es ist einfach ein gutes Gefühl und macht Spaß, in der Gemeinschaft für andere da zu sein."
Das bedeutet allerdings nicht nur, im Notfall bereit zu stehen - sondern vor allem auch eine Menge Organisation und Vorbereitung. Rund 180 Stunden Vorarbeit in Form von Besprechungen und Übungen (wie zum Beispiel zur Deeskalation, also zur Entschärfung von schwierigen Situationen) sowie zur Koordination von Material und Einsatzkräften haben Christian Fleschhut und seine Kollegen bereits hinter sich, wenn der Kaiser mit seinem Gefolge in Kaufbeuren einzieht.
Besonders aufwendig ist die Vorbereitung dieses Mal, weil das BRK erstmals mit einem eigenen Qualitätsmanagement und vielen Helfern auch aus anderen Hilfsorganisationen (Technisches Hilfswerk, Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung) arbeitet. Dass es eine gemeinsame Einsatzleitung der beteiligten Organisationen gibt, stellt ebenfalls eine Neuerung gegenüber den Jahren zuvor dar.
Auch die Wasserwacht und Helfer aus den Nachbarbereitschaften des BRK sind bei diesen Sanitätsdiensten mit dabei.
Ein internes Qualitätsmanagement wurde eigens erstellt, um die verschiedenen Helfer und Sanitätseinrichtungen zu koordinieren und einen reibungslosen Ablauf sicher zu stellen. Es beinhaltet auch Vorgaben zur Unterbringung und Verwaltung der Patienten. Denn: "Wer schon einmal inmitten einer Menschenmenge Hilfe vom Sanitätsdienst in Anspruch nehmen musste, weiß, dass man schnell das Gefühl hat, von den Umstehenden in einer prekären Situation beobachtet zu werden," erläutert Tobias Hollmann. Der Rettungssanitäter ist verantwortlich für die Bereitschaft während des Tänzelfestzugs.
Diskretion wird gewahrt
"So scheuen sich manche aufgrund der vermeintlichen Peinlichkeit, Hilfe anzunehmen. Darum legen wir Wert darauf, dass in den Sanitätseinrichtungen jeder Patient in einem abgetrennten Bereich erst einmal zur Ruhe kommen kann." Bei Funksprüchen werden spezielle Patientencodes verwendet, um die Diskretion gegenüber Unbeteiligten zu wahren. Die Sanitätseinrichtungen sind zugleich feste Stützpunkte mit Ausrüstung, an die man sich im Notfall wenden kann. Sie sind vor allem während des Lagerlebens ständig bis 1.30 Uhr nachts besetzt und befinden sich in der Kaiser-Max-Straße, im Rosental, am Kemptener Tor, am Fünfknopfturm und am Tänzelfestplatz. Wer dringend Hilfe benötigt und es nicht mehr dorthin schafft, ist mit der üblichen Notrufnummer 112 gut beraten. Eigens für das Tänzelfest wird eine Direktleitung zwischen der zentralen Notrufleitstelle und des Tänzelfestsanitätsdienstes eingerichtet. (az)