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Schnee in Australien und Aufschwung am Auerberg

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Schnee in Australien und Aufschwung am Auerberg

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    Rettenbach (vit). - Schneefall in Australien sichert auch in Rettenbach Arbeitsplätze, Steuerkraft und Lebensqualität. In dem Dorf an der Grenze zu Oberbayern vollzieht sich nämlich ein kleines Wirtschaftswunder: In den vergangenen zehn Jahren entstanden mehr als 100 neue Arbeitsplätze, die Einwohnerzahl kletterte von 580 auf 786, und die Steuerkraft wuchs von 198 Euro pro Kopf auf 442 Euro. Engagierte junge Unternehmer macht Bürgermeister Wilhelm Fischer für diesen Aufschwung verantwortlich. Ihnen sollen nun die 'Rettenbacher Firmentage' am Wochenende 13. und 14. Mai ein Forum bieten. Rund 30 Gewerbebetriebe aus Rettenbach und Stötten werden sich dort präsentieren.'Das schönste Dorf ist nichts, wenn in der Früh alle rausfahren und das Dorf tot ist', beschreibt Fischer das Manko vieler Gemeinden. Leben und Arbeiten im Dorf zu ermöglichen, das ist Anliegen von Fischer, der seit der Ausgliederung Rettenbachs aus der Gebietsreform-Ehe mit Stötten 1994 an der Spitze der Gemeinde steht. Lebensqualität im Dorf hängt dabei erheblich von der Wirtschaftslage ab, weiß Fischer.

    Saal mit 600 Quadratmetern Vor zehn Jahren bildete Rettenbach bezüglich der Steuerkraft noch das Schlusslicht unter den 45 Ostallgäuer Gemeinden, nun liegt es auf Rang 18. Fischer verweist auf 63 Gewerbetreibende am Ort, auf einen Gewerbepark und darauf, dass der Ort vieles unternimmt, um Wirtschaftskraft zu binden. Seit 1994 entstanden neue Feuerwehrhäuser, ein neuer Kindergarten sowie das Gemeindehaus. Als nächstes Projekt steht eine Markthalle mit Café und 600-Quadratmeter-Saal an. Trotz dieser Investitionen, so Fischer, sei die Gemeinde 'komplett schuldenfrei'. 40 000 Euro für den Kanal müsse man noch einer Finanzierungsgesellschaft zurückzahlen. Dem stünden 120 000 Euro Rücklagen gegenüber. Voraussetzung für diese Entwicklung waren Unternehmen, die laut Fischer in der Garage begonnen haben und nun bis zu 70 Mitarbeiter beschäftigen. Eine dieser Firmen ist Maschinenbau Pfanzelt: Der Betrieb produziert Forstmaschinen und ist deutschlandweit auf Messen präsent. International aktiv ist die Firma Kugelmann. Winterdienst-Geräte und Maschinen für die Rasenpflege sind das Metier der Maschinenbauer, die bis nach Australien exportieren und selbstbewusst die Weltkugel vor dem Eingang postierten. Der Eisenwarenhändler Anton Waldmann plant zudem seine Verkaufsfläche deutlich zu vergrößern, so Fischer. Bei dieser Entwicklung achtet Fischer auf die regionale Wertschöpfung: Kaufkraft soll im Ort gebunden werden. Ein Musterbeispiel dafür sind die regenerativen Energien; Rettenbach steht in der Solarbundesliga auf Platz eins mit 0,64 Quadratmetern Kollektoren für Warmwasser und 826 Watt Photovoltaikleistung je Einwohner. Hinzu kommt eine Rapsöltankstelle. Beim neuen Dorfladen entsteht ein weiteres Blockheizkraftwerk für Scheitholz: So könne jeder örtliche Waldbauer Holz für die Anlage liefern. Neuen Schwung in die regionale Vermarktung bringen soll auch der 'Weichbergtaler'. Als Regionalwährung will ihn Fischer bei den Firmentagen vorstellen: Mit der goldenen Münze kann man dann bei den örtlichen Betrieben bezahlen - egal ob Friseur oder Autowerkstatt, Bäcker oder Schreinerei. Fischer hat nicht vergessen, dass dieser Aufschwung vor allem den Gewerbetreibenden zu verdanken ist. Daher soll die Gewerbesteuer 2007 von 250 auf 230 Punkte gesenkt werden. Dies sieht der Bürgermeister als Belohnung für bestehende Firmen - weniger als Lockmittel für neue Betriebe. Denn Neuansiedlungen scheitern mittlerweile daran, dass am Ort nur noch wenig Arbeitskräfte zu rekrutieren sind.

    Schlechte Verkehrsanbindung Einer, den es doch nach Rettenbach zieht, ist Karl Pröbstle mit seiner Blockhaus-Firma 'Marke Oberland'. Er baut derzeit ein Wohn- und Betriebsgebäude im Gewerbepark. Ausschlaggebend für den Umzug von Lamerdingen nach Rettenbach war neben der schönen Lage auch das Image des Sonnendorfs. Die Firma baue Niedrigenergiehäuser aus einem nachwachsenden Baustoff, erklärt Pröbstle. Da passe der Firmensitz in ein Dorf, das derart auf regenerative Energie setze: 'Besser kann man es gar nicht haben.' Und für Fischer bestätigt dies, dass die Verkehrsanbindung als Standortfaktor einfach überschätzt werde. Ausführliches Programm der Firmentage am 13. und 14. Mai folgt.

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