BadHindelang | ho | Nach einer streckenweise emotionalen, gut zweieinhalbstündigen Bürgerversammlung auch mit persönlicher Kritik am Gemeindechef wurde es am Ende sehr ruhig im Bad Hindelanger Kurhaus: Roman Haug, seit nunmehr 23 Jahren Bürgermeister im Ostrachtal, gab seine Entscheidung bekannt, nicht mehr für dieses Amt zu kandidieren. Und er sagte den offenbar überraschten rund 200 Zuhörer auch recht deutlich, warum er nicht mehr weitermachen mag.
Bad Hindelangs Bürgermeister mag nicht mehr
Mit der steigenden Zahl seiner Dienstjahre habe sich in Teilen der Bevölkerung offenbar ein zunehmendes Bedürfnis entwickelt, den Amtsinhaber auszuwechseln, so Roman Haug: 'Die Natur hat mich Gott sei Dank mit sehr feinfühligen Sensoren für derlei Bestrebungen ausgestattet. Ich möchte Ihnen und auch mir einen langwierigen Prozess des Wegbeißens beziehungsweise -gebissenwerdens ersparen.'
Denn ein derartiger Vorgang, so Haug weiter, sei 'mit sehr großen Reibungsverlusten verbunden, die in keinem Fall der Sache dienen'. Schon jetzt müsse er 'einen nicht unerheblichen Anteil meiner Arbeitszeit dafür aufwenden, um meine Handlungsweise - übrigens völlig aussichtslos - zu verteidigen, anstatt in der Sache voranzukommen'.
Die Entscheidung sei ihm dennoch nicht leicht gefallen, betonte der Bürgermeister und verwies auf 'die vertrauensvolle Kooperation mit vielen Mitgliedern des Gemeinderats' ebenso wie auf das gesamte Team der Verwaltung, das 'sehr gut aufgestellt' und eine schlagkräftige Mannschaft sei. Mit 52 Jahren sehe er sich aber in der Lage, in seinem erlernten Beruf wieder Fuß zu fassen, erklärte der Jurist; er wolle sich als Anwalt in der Nähe niederlassen.
Für sein letztes Amtsjahr versicherte Roman Haug, dass er weiterhin alles tun wolle, um die Entwicklung des Tals zu fördern. Und dazu werde er 'schon morgen eine Unterabteilung des Vereins für deutliche Aussprache gründen, um einige Dinge, die uns derzeit im Weg stehen, aus demselben zu räumen'. So kündigte der Gemeindechef an, dass für ihn 'die Verbindlichkeit nicht mehr im Vordergrund stehen wird'. Hierbei gehe es ihm jedoch nicht um Polarisierung, sondern um eine vernünftige Fortentwicklung.
Zum Schluss appellierte Bürgermeister Haug eindringlich an die Ostrachtaler, bei der ebenfalls anstehenden Gemeinderatswahl 'das traditionsreiche Bad Hindelanger Ortsteil-Wahlsystem aufrechtzuerhalten'. So sollte den Tendenzen, immer weitere (auch Partei-)Listen aufzustellen, mit allem Nachdruck entgegengetreten werden.
(Weiterer Bericht folgt)