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Schlussakkord im Musikhaus Kronenberg

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Schlussakkord im Musikhaus Kronenberg

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    Kaufbeuren (avu). - Der Konzertflügel Steingraeber & Söhne kostet 105 970 Euro, derzeit ist er für 59 000 Euro zu haben. Doch ein solches Klavier kauft der Musikliebhaber nicht einfach im Vorbeigehen. Notenblätter und das Fußbänkchen für Gitarristen sind dagegen begehrt bei den Schnäppchenjägern. Westerngitarren, ein Glas-Didgeridoo und eine Klangschale stehen im Schaufenster. Schlussverkauf beim insolventen Musikhaus Kronenberg Music. Alles wird zu Geld gemacht, damit ein Teil der Gläubigerforderungen beglichen werden kann. Es hört sich im Musikhaus an wie in den Gängen der Kaufbeurer Musikschule. Gitarrenspiel mischt sich mit Klaviertönen. Die Kunden wollen ihr Wunschinstrument ausprobieren. Nur die Blasinstrumente dürfen nicht benutzt werden, das wäre unhygienisch. Ein Mann und zwei Frauen tragen ein Piano durch den Verkaufsraum, ein Käufer sucht noch eine Tasche für die Gitarre. Am Nebeneingang bildet sich eine lange Schlange. Diese Kunden werden erst hereingelassen, wenn die anderen die Kasse passiert und das Geschäft durch den Haupteingang verlassen haben. 'Ich suche Instrumente für meine Musikschüler', sagt ein Mann aus Marktoberdorf. Trotzdem sei es schade um das Musikhaus, das am Samstag, dem letzten Insolvenzverkaufstag, schließt. Die Berichterstattung über die Pleite und die vorausgegangenen mutmaßlichen Betrügereien des Firmenchefs hat er verfolgt. 'Schlimm', meint der Mann kopfschüttelnd. Für eine Mitarbeiterin sind mit dem Insolvenzverkauf die letzten Tage bei Kronenberg Music angebrochen. Die aber gestalten sich wenigstens unkompliziert. 'Die Leute wissen, was sie wollen und kaufen sehr gezielt.' Ein früherer Beschäftigter, der vor langer Zeit gekündigt hatte, schaut auch herein: 'Schade, dass wir damals nicht soviel Kundenfrequenz gehabt haben', lacht er. Im Verkaufsraum für die Klaviere führt Klavierbaumeister Jürgen Stammel Kundengespräche. Auch für ihn sind es die letzten Tage beim alten Arbeitgeber. Er macht sich in Kaufbeuren selbstständig. 'Ich mache das hier mit einem guten Gefühl', sagt er. Mit jeder Beratung spricht er nämlich einen möglichen eigenen Kunden von morgen an. Einige seiner ehemaligen Kollegen werben vor dem Verkaufsraum für ihr eigenes Musikhaus, das sie demnächst in der Nachbarschaft eröffnen.

    'Das war’s dann wohl'Immer mehr Menschen verlassen das Geschäft mit Instrumenten in der Hand. Am anderen Eingang wird aber auch die Warteschlange länger. Das Geschäft 'brummt' bei Preisnachlässen von bis zu 50 Prozent für die mehr als 1500 Instrumente und das Zubehör, sagt ein Beschäftigter des Auktionshauses Hämmerle, das den Verkauf im Auftrag des Insolvenzverwalters organisiert. 'Tja, das war es dann wohl', meint ein Mitarbeiter von Kronenberg Music mit Blick auf die Menschenmasse. Sogar das mehr als 100 Jahre alte Aloys-Mahr-Klavier ist schon verkauft. Eine Familie hatte es dem Unternehmen einst geschenkt, eine Auszubildende restaurierte das Instrument und machte es wieder bespielbar. Nun hat es die Familie zurückgekauft.'Der Insolvenzverkauf läuft auf jeden Fall bis Samstag, 16 Uhr', sagt Markus Schaller vom Auktionshaus Hämmerle. Bevor Kassensturz gemacht wird, erwarten die Experten für Insolvenzverkäufe am 22. Juli noch einen illustren Kundenkreis bei der Versteigerung weiterer 300 Klaviere im Ebenhofener Pianodrom. Dort kommt das 1500-Euro-Stück ebenso unter den Hammer wie das Topmodell von Bösendorfer.

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