Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Schlosswiese schon vor 3000 Jahren Baugebiet

Allgäu

Schlosswiese schon vor 3000 Jahren Baugebiet

    • |
    • |

    Igling - In seiner nicht öffentlichen Sitzung hat der Gemeinderat die Aufträge für eine Erschließung des Oberiglinger Baugebietes 'Schlosswiese' vergeben. Doch genau dort, wo zunächst 13 Wohneinheiten errichtet werden sollten, sind seit vier Wochen die Archäologen auf Spurensuche. Der Grund: Dieses Areal war bereits vor 3000 Jahren besiedelt. Den Beweis dafür lieferten, so Archäologe Jan Pauliny-Toth, 'eindeutig zuzuordnende Funde von Keramik und Knochen aus der Bronzezeit - genauer, aus der Urnenfelderkultur zwischen 1200 und 850 vor Christi.' Zum Teil seien auch römische Keramik sowie Reste von verbrannten Häusern aufgespürt worden. Der aus dem englischen Cambridge stammende Wissenschaftler weiter: 'Hier arbeiten bis zu zwölf Personen ohne Pause, auch an den Wochenenden, schon damit hier die Häuslebauer noch vor der Frostperiode ihre Keller ausheben können.' Dass die Archäologen an dieser Stelle überhaupt der prähistorischen Vergangenheit nachspüren, begründet Pauliny-Toth mit dem nüchternen Hinweis, dass man beim Freibaggern auf dunkle Verfärbungen des Bodens gestoßen sei, die auf 'anthropogene Eingriffe', also von Menschen vorgenommene Grabungen und Veränderungen in den Erdschichten, hinweisen. Seine Beurteilung: 'Wir befinden uns hier in der Bronzezeit.' Dass indes nur sehr geringe Anteile von menschlichen Knochen auftauchen, sei auf den zu sauren Boden zurückzuführen.

    Gleichwohl sei das Gebiet für Archäologen 'sehr interessant'. Denn nach Grabungen in den Gemeinden Hurlach und Obermeitingen sehe es mit den Iglinger Funden so aus, als ob sich hier der Kreis 'zu einem dichten Netz' schließe. Worauf Pauliny-Toth und seine Kollegen aus dem Grabungsteam in Igling deshalb besonders achten, ist eine Grabstruktur, genauer gesagt, eine mit vielen größeren Steinen gefüllte Grube. 'So gesehen kann man von der Bestattung eines Häuptlings reden, dessen Überreste danach in einer Urne standesgerecht begraben wurden.' Der Archäologe hofft deshalb, auch auf ein Urnengräberfeld oder ein 'rituelles Gebäude' zu stoßen. 'Allerdings sind wir hier erst in einem frühen Grabungsstadium. Denn bisher haben wir nur die geplante Straßentrasse untersucht. Sie ist etwa acht Meter breit.' Ob der 'große Fund' doch noch zutage tritt, lässt Pauliny-Toth offen. 'Das sehen wir erst, wenn wir fertig sind.' Doch eines hat der Archäologe schon jetzt festgestellt: 'Das Interesse der Leute, hier zu bauen, ist sehr groß.' Ludwig Herold

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden