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Schlimmste Zeit ist zwischen 2 und 5 Uhr

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Schlimmste Zeit ist zwischen 2 und 5 Uhr

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    Anwohner und Zimmervermieter wollen Lärmterror durch Nachtlokale nicht hinnehmen Kritik an Behörden Von Peter Schwarz Oberstdorf Nachtleben oder Nachtruhe? Des einen Freud, des anderen Leid. Anwohner, Appartement-Vermieter und ruhebedürftige Urlauber im Ortszentrum fühlen sich seit Jahren gestört durch Lärm, den zur Schlafenszeit die Gäste von Nachtlokalen und Diskotheken verursachen. Pöbeleien und Vandalismus durch Betrunkene, Ekel vor Erbrochenem und Urin; das ist die Kehrseite von Gaststätten Öffnungszeiten bis in die Morgenstunden. Oberstdorferinnen, die damit konfrontiert sind, schilderten jetzt ihre Sorgen. Sie beschrieben ihren Ärger und ihre Hilflosigkeit. Behörden und Polizei täten zu wenig. Bis vor den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ist ein Ehepaar aus Norddeutschland gezogen, um in seinem Ferienquartier im Wohn- und Geschäftshaus am Marktplatz 5 (immerhin Kurzone 1) eine nächtliche Ruhestörung durch lärmende Lokalbesucher zu unterbinden (wir berichteten). Drei Gaststätten, denen das Rathaus bislang die Sperrstunde bis 3 Uhr verlängert hat, befinden sich im gleichen Haus oder nahe dran. Nachdem die Chancen für das Ehepaar vor Gericht gut stehen, stimmten Wirte ihr Wehklagen an. Ein zu früher Zapfenstreich gefährde ihre Existenz, fürchtet sie. Der Wirte-Verband stärkt ihnen den Rücken. Selbst Kurdirektor Michael Schmidl meint, dass im Tourismusort auch spätabends noch was los sein sollte. Friedhofsruhe in der Oberstdorfer Fußgängerzone? Nein, das wollen nicht einmal die seit Jahren vom übermäßigen nächtlichen Lärm gepeinigten Anwohner und Vermieter. Irene Kraus und Margarethe Schreiber etwa, die Teileigentum im Wohn- und Geschäftshaus haben und Appartements für Urlauber verwalten, wären schon zufrieden, wenn die Sperrstunde in den Lokalen um 1 Uhr beginnen würde.

    Auch Christine Übelhör, die im Haus Central schräg gegenüber Ferienwohnungen anbietet, denkt so. Die schlimmste Zeit ist zwischen 2 und 5 Uhr, weiß die oft um den Schlaf gebrachte Anwohnerin, die in Rosemarie Maucher-Zindl und Monika Gromer, Pächterin des Cafés Baur, Leidensgefährtinnen hat. Aktenordner mit Beschwerden Mehrere Aktenordner haben einige der Frauen angelegt, in denen seit Jahren Beschwerden von Feriengästen, der Briefwechsel mit den Behörden und die Anzeigen bei der Polizei abgeheftet sind. Darin aufgelistet sind Gegröle und Raufereien auf der Straße, zu laute Musik trotz Schalldämmung in den Lokalen, zerstörte Schließanlagen, herausgerissene Treppengeländer, Feuerchen in Briefkästen, Dauerklingelei an den Haustüren. Immer wieder Anrufe bei der Polizei. Die Ordnungshüter kämen auch, berichten die Betroffenen. Aber dann seien zumeist die Randalierer schon verschwunden. Man fühlt sich so hilflos, seufzt Christine Übelhör über ergebnislos verlaufene Gespräche mit dem Ordnungsamt und dem Bürgermeister im Rathaus. Dabei würde aus Sicht der Anwohner und Vermieter schon manches besser, wenn die Wirte Ordnungskräfte engagieren würden, so wie heute eigentlich jede Disko einen Türsteher mit breitem Kreuz einstellt. Auf einen Vergleichsvorschlag mit einer Sperrzeit der Lokale ab 1 Uhr zielen die Rechtsanwälte des Kläger-Paares ab. Beinahe wäre der Kompromiss zu Stande gekommen. Doch dann beharrrten Eigentümer und Wirt eines der Lokale auf ihrer verlängerten Konzession, wie die Anwälte darlegen. Die lärmgeplagten Anwohner und Vermieter quittieren das Argument der Wirte, ihre Existenz sei bedroht, mit blankem Unverständnis. Irene Kraus deutet auf die Briefe wütender Urlauber, welche die Miete für ihre laute Unterkunft gekürzt haben. Die Vermieterin: Unsere Existenz ist doch auch am Boden.

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