Keine gute Stimmung herrschte bei der Wahlversammlung der IG Bau (Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt) in Ottobeuren. 'Die Mitglieder des Kreisverbandes Unterallgäu sehen keine Rückendeckung durch die Politik', so ein Mitglied. Die Gewerkschaft müsse deswegen auf den Baustellen immer wieder Präsenz zeigen – damit der Nachwuchs den Weg in die IG Bau finde. Bei der Versammlung wurde ein neuer Vorstand gewählt. Neuer Vorsitzender ist Markus Schünemann (siehe auch Infokasten).
'Wir sind eine Mitmachgewerkschaft', hatte zuvor kommissarischer Vorsitzender Josef Hämmerle betont, selbst fast 60 Jahre Mitglied in der IG Bau. 'Die Organisation hat sich aus den Ortsverbänden Ottobeuren, Memmingen und Mindelheim zum Kreisverband vereint.' Für Hämmerle hat dies zur Folge, dass viele Mitglieder nicht mehr zu den Versammlungen kämen. In der Runde machten die Mitglieder ihrem Frust Luft und spornten Gewerkschaftssekretär Karl Bauer (Augsburg) an, 'die Ziele der Gewerkschaft weiter öffentlich zu machen'. Im großen Gebiet von Lindau bis Nördlingen könne er nicht immer vor Ort sein, so Bauer. Dennoch wolle er jedem 'Mitglied das Recht gewähren, immer Hilfe bekommen zu können'.
Aktuell sei das Thema 'Rente'. Vor Jahrzehnten hätten sich hierbei keine Fragen gestellt. Vorsitzender Hämmerle erzählte, er habe 47 Jahre lang in die Rentenkasse einbezahlt. Wer sich heute aber erst nach dem Studium mit der Rentenversicherung beschäftige, könne das Rentensystem nicht effizient stützen.
Gewerkschaftssekretär Bauer führte aus, dass selbst in Baubetrieben bis 67 Jahre gearbeitet werde. Das Rententhema 'brennt allen auf den Nägeln', sagte Bauer, der Handlungsbedarf sieht. Nur sieben Prozent aller Betriebe böten 'altersgerechtes Arbeiten' an. Wem wenige Jahre vor Rentenbeginn gekündigt werde, stehe am Rand von Hartz IV.
'Es geht hier um Gerechtigkeit'
Die Mitglieder forderten: Jeder müsse in die Rentenkasse einbezahlen. 'Es geht hier um Gerechtigkeit', so der ehemalige Vorsitzende Wolfgang Lanzendörfer.
Die Arbeiter und Fachkräfte müssten immer noch schneller und mehr arbeiten, so Hämmerle. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel sei es jedoch wichtig, dass sie nicht überlastet würden.
Termin Am Freitag, 30. November, treffen sich die Gewerkschafter ab 19.30 Uhr zu einem Jahresabschluss mit Jubilarehrung im Ottobeurer Gasthof Blaue Traube.
Wahlen Die Kreisgruppe Unterallgau der IG Bau hat einen neuen Vorstand gewahlt. Ihm gehoren folgende Mitglieder an:
- Vorsitzender: Markus Schunemann (Memmingerberg). - Stellvertretender Vorsitzender: Josef Hammerle (Stetten). - Beisitzer: Harald Distler (Nassenbeuren), Wolfgang Lanzendorfer, Willi Eggensberger und Alexander Huber (jeweils Ottobeuren) und Joachim Stetter aus Zell. - Bezirksbeirat: Markus Schunemann und Josef Hammerle. - Delegierte fur den Bezirksverband: Hermann Tschugg, Wolfgang Lanzendorfer und Marc Heynowski.