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Schlaflabor drückt aufs Tempo

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Schlaflabor drückt aufs Tempo

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    Von Jochen Sentner Kempten Schlafmediziner des Jahres 2006. Mit diesem Titel darf sich Dr. Manfred Held schmücken. Verliehen wurde ihm der zugehörige Preis von den Herausgebern der Patientenzeitschrift Das Schlafmagazin. Held habe in Diagnose und Therapie der obstruktiven Schlafapnoe (siehe Wortweiser) neue Wege beschritten, hieß es in der Würdigung. Der 44-Jährige ist leitender Arzt der Lungenheilkunde und Schlafmedizin am Klinikum Kempten-Oberallgäu.

    Im Kemptener Schlaflabor müssen die meisten Patienten nur noch für eine Nacht bleiben - danach stehen Diagnose und Therapie fest. Zu Hause in gewohnter Umgebung unterstützen anschließend individuell eingestellte Geräte die Atmung in der Nacht. Die Maschinen an den Schlafmasken zeichnen die Prozesse auf, die Daten können wiederum in einer ambulanten Sitzung ausgelesen werden. 'Damit sind wir anderen Einrichtungen überlegen', sagt Held: 'Üblicherweise sind Patienten drei Nächte in den Labors.'

    Vorteile haben alle Seiten vom Kemptener Modell. Die Kapazität des Schlaflabors wurde praktisch verdreifacht. Die Wartezeiten auf einen der acht Messplätze liege bei sechs bis acht Wochen - andere Einrichtungen seien auf mehrere Monate ausgebucht, erklärt Held. Klar, dass auch die Patienten den verkürzten Klinik-Aufenthalt schätzen. Das Einzugsgebiet des Labors reiche längst weit über die Region hinaus. Und die Krankenkassen sparten sich etwa die Hälfte früherer Kosten durch die verringerten stationären Aufnahmen.

    Bei der Vielzahl der Fälle kommt da einiges zusammen. Das Schlafapnoe-Syndrom hat den Charakter einer Volkskrankheit, weiß Held: Fünf bis sieben Prozent aller Bundesbürger leiden daran. Experten gehen allerdings davon aus, dass nicht einmal fünf Prozent der Betroffenen diagnostiziert sind. Männlein und Weiblein, Jung und Alt haben die Atemaussetzer.

    Bis zu 700 Aussetzer pro Nacht

    In schlimmen Fällen messen die Mediziner 600 bis 700 Pausen in einer Nacht - trotzdem fühlten sich manche Patienten fit. 'Wenn wir deren Atempausen ausmerzen, kommt erst auf, um wieviel besser sie sich danach fühlen', erzählt Held. Obendrein seien die nächtlichen Aussetzer Risikofaktoren für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall.

    Vor dem Gang in ein Schlaflabor steht allerdings der Besuch beim Lungenfacharzt oder HNO-Spezialisten an. Dort werden die nötigen Voruntersuchungen gemacht.

    Bereits jetzt bezeichnet Held die Möglichkeiten in der Kemptener Pneumologie als umfangreicher als in vielen Lungenfachkliniken. Dennoch sollen Schlaflabor und Lungenheilkunde am Klinikum ausgebaut werden. Studien zufolge werden im Jahr 2020 chronische Bronchitis, Lungenentzündung und Bronchialkrebs zu den fünf meistverbreiteten Erkrankungen in den Industrienationen gehören.

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