Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Schiffbruch in der Bergwelt droht

Allgäu

Schiffbruch in der Bergwelt droht

    • |
    • |

    Von Peter Schwarz Mittelberg-Baad/Kleinwalsertal Outward Bound heißt in der Seemannssprache: Das Schiff ist fertig zum Auslaufen und geht auf große Fahrt. Im speziellen Fall des Bildungszentrums von Outward Bound im Kleinwalsertaler Bergdorf Baad sieht es derzeit eher danach aus, als würde die federführende Deutsche Gesellschaft für europäische Erziehung damit Schiffbruch erleiden. Das Unterkunftshaus für Erlebnis-Pädagogik, das per Gutachten auf einen Wert von 1,32 Millionen Euro taxiert ist, steht vor der Zwangsversteigerung. Betrieben wird der Besitzerwechsel von der Raiffeisenbank Kleinwalsertal. In dem einstigen Sporthotel, das 1956 von der in München beheimateten Gesellschaft übernommen und 1990 in seinem 74-Betten-Bestand komplett renoviert wurde, sind vorwiegend Schüler (die etwas andere Klassenfahrt), weitere junge Menschen, aber auch Mitarbeiter-Teams und Manager untergebracht. Mit Hilfe bergsportlicher Aktivitäten und von Trainingsprogrammen sollen während der Seminare und Kurse Selbsterfahrungswerte gestärkt, Erfahrungshorizonte erweitert und Teamgeist forciert werden. Die Betonung liegt nicht auf dem Erlebnis-Kick, sondern darauf, durch Erlebnisse im Lernfeld Natur neue Erfahrungen zu sammeln, benennt Outward-Bound-Geschäftsführer Stefan Buckley den pädagogischen Ansatz der Jugendarbeit und Mitarbeiter-Schulung. Neun feste Angestellte in dem Bildungszentrum des Mittelberger Ortsteils und eine Reihe weiterer freier Mitarbeiter versuchen, diesem Auftrag gerecht zu werden. Sie nehmen ihre Schützlinge zum Bergwandern und Bergradeln mit, zum Klettern und Gebirgsbach-Paddeln sowie zu Touren mit Übernachtung im Freien und in Berghütten. Finanzielle Schieflage Doch der Eigentümer von fünf Pädagogik-Immobilien in maritimen und alpinen Gefilden befindet sich in einer finanziellen Schieflage. In den 90-er Jahren hat sich die Gesellschaft bei der Übernahme eines Schlosses in Mecklenburg-Vorpommern übernommen, gesteht der seit 2001 amtierende Geschäftsführer Buckley ein. Die Folge: Auch die beiden Häuser im Süden, der Adlerhorst in Schwangau und das Haus inmitten der Walser Bergwelt, sind ins Trudeln geraten.

    Für den Adlerhorst ist schon zweimal Zwangsversteigerung beantragt worden, bislang ohne Zuschlag an einen Käufer. Die angebotene Kaufsumme erschien der Gläubigerbank als zu gering. Für das Haus am Fuß des Widdersteins steht am Dienstag, 7. September beim Bezirksgericht Bezau im Bregenzerwald die Zwangsversteigerung an, wie bereits kurz auf der Allgäu-Rundschau gemeldet. Möglicherweise gibt es schon beim ersten Gerichtstermin einen Besitzerwechsel. Denn Übernahme-Kandidaten sollen vorhanden sein, bestätigen unabhängig voneinander Geschäftsführer Buckley und der bei der Raiba zuständige Vorstand Jodok Müller. Eventuell könnte das Bildungszentrum als Jugendherberge weitergeführt werden. Jedoch für den nach österreichischem Recht als Mindest-Kaufsumme von 660000 Euro festgesetzten Versteigerungs-Preis will die Gläubigerbank das Objekt nicht hergeben. Die Raiffeisenbank hat die Hand auf beiden Häusern, weil sie in den 90-er Jahren als Banken-Partner für Baad auch die Finanzierung des Adlerhorst-Neubaus in Schwangau übernommen hatte. Dass die von Jodok Müller für die damalige Zeit als gut bestätigte Zusammenarbeit inzwischen tiefe Risse bekommen hat, liegt nach den Worten des Bänkers eindeutig an Outward Bound. Die in Verträgen eingegangenen finanziellen Verpflichtungen seien nicht mehr eingehalten worden. Die pädagogische Arbeit in Baad könnte dennoch fortgesetzt werden, hofft zumindest der Programm-Anbieter. Da das Haus mit rund 12000 Übernachtungen so genannten Teilnehmertagen zu den stark gefragten Bildungszentren im Liegenschafts-Bestand gehört, würde man selbst als Mieter im ehemals eigenen Haus weitermachen, kann sich Buckley vorstellen. Der Geschäftsführer: Uns sind die Programme mit den jungen Menschen wichtig, nicht die Immobilien.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden