Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Schier endloses Rock-Alphabet

Allgäu

Schier endloses Rock-Alphabet

    • |
    • |

    Buchloe - Gut lachen hatten Fans und Veranstalter beim großen 'Air & Smile'-Festival der Jugendhäuser Ostallgäu/Außerfern im Jugendzentrum Buchloe. Dort trafen sich wirkliche 'Newcomergrößen' der Rockschiene und heizten rund 400 Besuchern kräftig ein. Jugendliche und junge Erwachsene genossen eine breite Palette der Rockmusik. Aber auch optisch war mit bizarren Haartrachten, Piercings und Tätowierungen einiges geboten. 'B-stinged butterfly' - der Name ist als Synonym zu sehen: Der 'Schmetterling mit Bienenstachel' steht für einen Musikstil, den sich das Quartett aus Saarbrücken laut Sänger Daniel Huth so zurechtgelegt hat: 'Musik, die einerseits schön ist, andererseits aber auch nicht auf Power verzichtet.' Eine frontale Stimme mit klarem Hang zur Perfektion charakterisiert dieses Quartett und schiebt es - für manchen vielleicht ungewollt - auf die Schiene zwischen New-Metal und Alternativ-Rock.

    Bis zum Äußersten Mitreißend für das Publikum und schon fast charismatisch im Ausdruck führte der Sänger zu später Stunde die Fans zum Äußersten. Seine Lebensphilosophie: 'Es kommt so, wie man es sich nach harter Arbeit verdient hat.' Ein Produkt harter Arbeit, das ist auch 'Novokain' aus Karlsruhe. Duke, Morell, Tobi, Tom und Mita denken gründlich über ihre Texte nach. 'Wir sind ein musikalisches Tagebuch', umschreibt Duke die Vieldeutigkeit der lebensbejahenden Lyrik von 'Novokain'. Rockfacetten gehen hier weit auseinander und die Rhythmik ist von amerikanischen Einflüssen geprägt. Tobi schildert den Stil 'als flexibel in allem, was Rockmusik angeht' und ist sich wie seine Bandkollegen sicher: 'Wir können nichts erzwingen, sondern müssen nur genügend Durchhaltevermögen haben.' 'We do it for fun' ('Wir machen das aus Spaß an der Freude') lautet das Motto der österreichischen Punkrocker 'Red rubber di'. Pikatzu, Rene, Pete und Gelle covern kaum, möchten die Leute mitreißen - und dabei vor allem eben Spaß haben. Punkrock mit Ska-Einflüssen steht für die Weissenbacher als Hauptstilelement ihres Repertoires, das sie bis zum Äußersten ausschöpften. Damit brachten sie die Besucher zum 'Dampfen'. 'Ugly Orange' geht es vor allem um Kreativität. 'Dann entstehen neue Dinge und können von neuen Einflüssen geprägt werden', so Drummer und Sänger Michael Würtemberger. Das Pfrontener Quartett baut auf Happy-Punk mit Nirvana-Einflüssen und setzt sich immer wieder zum Ziel, 'Kreativität auszuspielen und negative Energien zu kompensieren'. Dies gelang den Musikern äußerst gut, obwohl das Publikum sich eher zurückhaltend zeigte. Das Gegenteil geschah bei 'Fit of Rage'. Das bekannte Landsberger Oktett, allen voran Sänger Robin Wodtke, verstand es ein weiteres Mal, Hardcore mit schwerem New-Metal zu kombinieren, mitzureißen und die Menge zum Toben zu bringen. Ein Gefühl von Freiheit im Denken und Empfinden spiegelt sich in den meisten Songs der Lechstädter wider. Obwohl der Stil zum Teil äußerst hart und undurchschaubar erscheint, lässt ein tieferer Hintergrund eine Bühnenganzheit erkennen, die mosaiksteinmäßig aus den vielen unterschiedlichen Musikcharakteren der Combo zusammengesetzt ist. Zu guter Letzt setzten 'Headliners' an diesem Abend eine besondere Nuance. Faszinierende Interpretationen über 'sich', die Einstellung zur Welt und den Stand zur Rockmusik prägen die vier Jungs aus Landsberg. Fast schon wie ein van Gogh unter vielen Picassos setzte die Combo nicht vorrangig auf Abstraktion, sondern fand die musikalischen Übergänge von Intonation, Harmonie und Melodie - das i-Tüpfelchen in einem schier endlosen 'rockigen' Alphabet. 'Einfach dabei sein, sich alles reinziehen und dann gucken, was einem gefällt', so brachte ein junger Fan den Abend auf den Punkt. Dietmar Ledel

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden