Von Barbara Rau|LindenbergMit der Theater-AG, die Georg Weber und Philipp Zurek leiten, verfügt das Gymnasium Lindenberg über ein richtiges Schatzkästchen. Das zeigte sich bei der Freilicht-Aufführung von 'Romulus der Große' von Friedrich Dürrenmatt im Schulhof. Die Premiere war vom lauen Sommerabend begünstigt, der die Atmosphäre einer Villa in Campanien spürbar machte.
Romulus Augustus, ironisch und nonchalant gespielt von Alex Burkhard, ist die unerschütterliche Konstante in dieser Villa, während ringsum das römische Weltreich in Trümmer fällt. Hofstaat, Minister und Familie denken entweder an Flucht oder an Gegenwehr bis zum letzten Blutstropfen - der Soldaten natürlich. Caesar hat nur seine Hühnerzucht im Sinn, während die Germanen auf Rom zustürmen. Nebenbei schenkt er seiner leicht hysterischen Gattin Julia (Julia Winkler) reinen Wein über ihre Ehe ein und verscherbelt der pfiffigen Antiquitätenhändlerin Apollya (Franziska Wiedemann) die letzten Büsten von Kaisern und Dichtern.
Die köstlichen Dialoge des Stücks bringen die jungen Schauspieler gut zur Geltung. Dabei verzichten sie auf übertriebene Gestik und Mimik. Eine besonders starke Szene liefern Alex Burkhard und Ralph Reithmeier als Ämilian: Der Kaiser und der eben den Germanen entkommene Verlobte der Tochter, streiten darüber, wie viel Blutvergießen für die Verteidigung des Vaterlandes gerechtfertigt ist.
Die Inszenierung besticht durch viele witzige Kleinigkeiten, die auf den 'Showdown' mit Odoaker (Annika Dobberke) hinführen. Die oströmische Kaiserin Zenora (Laura Eller), die beim Tritt auf Eierschalen außer sich gerät, Kaisertochter Rea (Duygu Piskin), die trotz Hilfe ihrer Lehrerin Phylaxas (Kim Lenhart) die Antigone nicht dramatisch genug zu rezitieren vermag, zwei allzeit unbewegte Kammerdiener (Josephine Borcherding und Verena Niederacher) - sie garantieren gelungene Szenen. Den übermüdeten Reiterpräfekten, der feststellen muss, dass sein mörderischer 110-Stunden-Ritt vergebens war, weil Romulus die Meldung nicht hören will, möchte man endlich schlafen schicken.
Kathrin Meier gibt ihren Spurius Titus Mamma genauso wie Lisa Buchmann den Innenminister von Szene zu Szene besser. Ein gelungener Gag ist auch der Allgäuerisch sprechende Hosenfabrikant Caesar Rupf (Simon Hauber).