Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Scheidegger Original wird heute 80

Allgäu

Scheidegger Original wird heute 80

    • |
    • |

    Rudolf Rädler feiert mit Familie, Freunden und Mitgliedern der 18 Ortsvereine Scheidegg (deu). Der Begriff Kräuter-Wanderung steht und fällt im Westallgäu mit einem Namen: Rudolf Rädler. Am heutigen Freitag wird das Scheidegger Original 80 Jahre alt. Gefeiert wird allerdings erst morgen, damit auch die Mitglieder der 18 Ortsvereine, denen Rädler aktiv angehört, sowie Vertreter der Gemeinde und Kurverwaltung teilnehmen können.

    In Scheidegg begegnet man nahezu auf Schritt und Tritt Spuren von Rudolf Rädler. Bereits in den 70er Jahren begann er, das Rohrach durch einen Schmugglerweg zu erschließen. Ein 15 Kilometer langer Rundweg bot Abenteuer-, Kräuter- und Dschungelwanderung in einem. 1997 hat Rädler einen zweiten Schmugglerweg eingerichtet - von der Weienriederstraße über die Hasenreuter- und Ellenmooser Wasserfälle zu den Rickenbacher Wasserfällen. Mit Schaufel und Axt richtet der 80-Jährige bei jedem Wetter die Wege her, um sie für seine zahlreichen geführten Wanderungen begehbar zu machen. Auch für den Kneipp-Rundwanderweg, der 1998 eingeweiht wurde, war Rädler der Initiator. 'Am Rodersbühl habe ich tagelang von Hand Grasnaben hochgetragen. Da hat kein anderer mehr mitgemacht. Das soll mir mal einer nachmachen', erzählt Rädler stolz. Anerkennung gab es sowohl vom Kneipp-Verein, der eine Bank 'Rudolfs Bänkle' aufgestellt hat, als auch vom Kur- und Verkehrsverein, der kürzlich ihm zu Ehren den Wegweiser zu 'Rudolfs Roderbühl' errichtete. Christian Reichart, Vorsitzender des Kur- und Verkehrsvereins, bescheinigt Rädler 'eine Mischung aus Zielstrebigkeit und Eigensinnigkeit', was zur Folge habe, dass er das, was er sich in den Kopf gesetzt hat, auch durchsetzen will. So wurden doch einige Projekte nach zähem Ringen verwirklicht, wovon heute Einheimische und Urlauber profitieren können. Auch am Skilift am Blasenberg war Rädler beteiligt. Als dieser im Jahr 1964 gebaut wurde, war es der erste Rundlauflift im Westallgäu. Viele Scheidegger bekamen in den ersten Jahren, als es noch keine Pistenraupe gab, für 'einmal hochtappeln drei Freifahrten mit dem Lift', erzählt Rädler. Besonders stolz ist der 80-Jährige auf seinen Musterwald. Dort zieht er nicht nur Weißtannen groß, sondern achtet auf eine gesunde Bodenstruktur. Als ehemaliger Baumwart für den Ort kennt er sich natürlich genau aus. Viele alte Obstbäume aus der Umgebung von Scheidegg habe er selbst noch kurz nach dem Krieg von Bad Waldsee bis Scheidegg mit dem Fahrrad transportiert. 'Acht Bäume zwischen dem Sattel und Lenker. Mehr auf einmal ging nicht. Da bekam jeder Bauer erst mal nur einen Baum.' Etliche der Bäume tragen heute noch Früchte. Als fünftes von zehn Kindern wurde Rädler 1925 in Scheffau geboren und musste schon früh am elterlichen Hof mithelfen. Auch als die Familie an den Rickenbach zog und dort einen großen Hof betrieb, gab es viel zu tun. 'Mähen, rechen - alles von Hand. Später mit den Maschinen ging das Heuwenden dann schon leichter', erinnert sich Rädler, der bereits mit acht Jahren auf fremden Höfen Kühe hütete und dadurch seine Familie oft monatelang nicht sah. Die Bewegung und das einfache, gesunde Essen trugen zur zähen Gesundheit von 'Rudl', wie ihn seine Freunde nennen, bei. Und die konnte er auch gut brauchen. Denn etliche Male sei er dem Tod 'ganz knapp' entronnen, überlebte schwere Kriegsverletzungen, Sport- und Verkehrsunfälle sowie einen Flugzeugabsturz. All diese Erlebnisse aus einem insgesamt sehr bewegten Leben hat Rädler in seinem Buch 'Der Adler mit den sieben Leben' verarbeitet, das er bei seiner Feier morgenÊvorstellen wird und das ab Montag im Buchhandel erhältlich ist. Einem schweren Skiunfall, bei dem sich Rädler drei Halswirbel brach, ist es zu verdanken, dass er sich zum Vorsatz machte, 'so wie mir geholfen wurde, möchte ich anderen helfen'. Er besuchte in München drei Jahre lang die Heilpraktikerschule und praktizierte in Scheidegg 40 Jahre lang - bis zu seinem 75. Lebensjahr. Mit einer speziellen Massagetechnik entwickelte er eine eigene Methode der Chiropraktik. Neben seinem Beruf, den er liebte und sehr ernst nahm, blieb ihm stets viel Zeit für seinen Heimatort Scheidegg. Am Kriegsende schwor sich Rädler, 'alles zu tun, was seinen Mitmenschen Freude macht'. Und so kommt es, dass er morgen seinen Ehrentag mit zahlreichen Gästen und Freunden feiern wird. Am heutigen Freitag sendet der Bayerische Rundfunk in B1 von 12.05 bis 13 Uhr in 'Treffpunkt Schwaben' eine Geburtstagssendung zu Ehren des Scheidegger Originals.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden