Wenn es nach den Vorstellungen von Josef Scheibel geht, könnte in der Mindelheimer Straße bald wieder ein Baumarkt mit Gartencenter entstehen. Der Eigentümer des Gebäudekomplexes, in dem früher der Baumarkt Toom untergebracht war, stellte einen entsprechenden Antrag bei der Stadt. Dieser soll in der nächsten Sitzung des Bauausschusses am Mittwoch, 10. November, diskutiert werden. Auch einen Interessenten hat Scheibel schon: OBI-Betreiber Ralf Richter denkt über einen Umzug in die Nähe der Kaufbeurer Innenstadt nach.
Wie mehrfach berichtet, wollte Scheibel eigentlich ein Einkaufszentrum auf seinem Gelände an der Mindelheimer Straße errichten. Das lehnte der Stadtrat im Juli nach emotionaler Debatte ab. Als Interessenten hatte Scheibel zu dieser Zeit die Firma Feneberg an der Hand. Mit dem Lebensmittelhändler aus Kempten liebäugelte aber auch die Firma Dobler, die das Forettle neu bebauen möchte. Die Mehrheit der Stadträte entschied sich gegen die Mindelheimer Straße als weiteren Standort für einen großen Lebensmittelmarkt. Für das Forettle liegt bisher kein Antrag vor.
Scheibel arbeitete seither an einem neuen Konzept, das nun fertig ist. Sein Antrag liegt in der Stadtverwaltung bereits vor. Der AZ erläuterte er, dass eine Verkaufsfläche von etwa 5500 Quadratmeter geplant sei. Dazu seien ein Um- und Anbau des bestehenden Gebäudes nötig. Derzeit verfüge dieses über rund 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die Bauarbeiten sollen nach Scheibels Vorstellungen nächstes Jahr beginnen und 2012 fertig werden. Deshalb sei es für ihn wichtig, "bald ein positives Signal" von der Stadt zu bekommen. Scheibel hat ein gutes Gefühl, denn bei der Ablehnung des Lebensmittelmarktes habe es stets geheißen, ein Baumarkt sei dort willkommen.
Laut Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) gibt es "aus stadtplanerischer Sicht keine grundlegenden Bedenken" gegen das Vorhaben. Allerdings müsse mit der Regierung von Schwaben noch geklärt werden, ob dadurch zu viele Baumarktflächen für Kaufbeuren entstünden. "Gefühlsmäßig dürfte das aber kein Problem sein", so Bosse zur AZ. Das Gespräch mit der Regierung findet erst nach der Bauausschussitzung, aber noch vor der nächsten Stadtratssitzung statt.
Viele Nachteile
Ob OBI also tatsächlich in die Mindelheimer Straße umzieht, bleibt noch offen. Der geschäftsführende Gesellschafter der Baumarkt Kaufbeuren GmbH & Co KG, Ralf Richter, bestätigte unserer Zeitung, dass er Interesse daran hat.
Denn der bisherige Standort seines Baumarktes an der Sudetenstraße habe viele Nachteile: Zum einen sei in dem angemieteten Gebäude nach über 15 Jahren eine ansprechende und zeitgemäße Präsentation der Waren kaum noch möglich. Heute würden Baumärkte nicht mehr zweigeschossig, sondern nur noch ebenerdig gebaut. Zum anderen gebe es am jetzigen Standort ein Verkehrs- und Parkproblem. Die Sudetenstraße mit den sehr engen Abbiegespuren sei oft überlastet, der Parkplatz recht eng. Da der Mietvertrag 2012 ausläuft, sucht Richter nach neuen Räumen. Und diese dürften ruhig zentrumsnah sein. Denn das neue Konzept von OBI lasse sich gut auf Flächen zwischen 5000 und 8000 Quadratmetern umsetzen.
Das Unternehmen gehe weg von riesigen Neubauten auf der grünen Wiese und stelle sich der großen Herausforderung der Zukunft, in der stationärer und Internethandel immer mehr verschmelzen.
Ein neuer OBI-Markt an der Mindelheimer Straße könnte nach Richters Meinung auch zur Aufwertung der Kaufbeurer Innenstadt insgesamt beitragen. Seinen Kunden möchte er die Waren künftig auf modernen, komplett überdachten Flächen präsentieren.