7000 Besucher begeistert vom Gaudiwurm der Kemptener Faschingsgilde Rottach. Von Christine Rothauscher Kempten Wo drehen sich mollige Engel mit wilden 'Teufeln' im Sambatakt? Wo trinken grünbedresste Wachtmeister ihr Freizeitschnäpsle mit Knastbrüdern, zieht Ötzi mit einer ganzen Horde von Steinzeit-Bewohnern durch die Straßen, schlürft Pfarrer Kneipp mit einer Klosterfrau einen Melissengeist? Klar, beim Gaudiwurm der Faschingsgilde Rottach, der am Samstag rund 7000 Zuschauer begeisterte.
Schon eine Stunde vor Beginn des Faschingsumzugs hielt es Ihre Lieblichkeit Brigitte I. nicht mehr auf der Wartebank. Zum'Anton aus Tirol' drehte sie mit einem Mannsbild im Zwergerlkostüm eine Runde nach der anderen im Wirtshaussaal. Und die Faschingsgilde Rottach schunkelte dazu. So lustig hatten es die Kemptener Ordnungshüter derweil nicht. Sie mussten an der Ecke Memminger Straße/Heiligkreuzer Straße Hunderte von Autos einweisen und sich von gut aufgelegten Maschkerle fragen lassen, ob die grüne Uniform 'echt' oder ein 'Faschingshäs' sei. Warum? Weil wenige Schritte weiter einige ebenfalls grüne 'Wachmänner' standen, die mit 'schweren Jungs' im Sträflingskostüm auf den Abmarsch des Umzuges warteten.
Nach drei Salutkrachern bewegte sich der Gaudiwurm in Richtung Thingers. Einradfahrer wuselten zwischen den Festwägen herum, Ihre Lieblichkeit Brigitte winkte neben Prinz Theo I. vom Wagen und die weißblau gekleideten Gardemädchen tanzten temperamentvoll durch die Heiligkreuzer Straße.
Mit Geldwaschanlage
Drei Festwagen weiter wurde fleißig gewaschen Geldscheine nämlich, die von einem verblüffend echt wirkenden Altbundeskanzler Kohl-Maschkerer eingesammelt und in einer Geldwaschanlage gereinigt wurden. Die Frauenliste hatten sich diesen Gag ausgedacht, während ein paar Schritte weiter SPD-Lokalpolitiker den 'Fernsehhut-Skandal' des Kemptener OB auf die Schippe nahmen.
Und immer neue Gruppen kündigt Faschingspräsident Horst Bräuninger mit seinem Faschingsruf 'Rottach Dole' an: Sumpfhexen und Mexikaner, Biker mit ihren Ötzi-Fellkostümen, sparsame Ökomobile, die eher einem Rasenmäher glichen, Goggomobil-Feuerwehrwagen und einen 'Kemptener Blechhaufen', der aus seinem 'Blech' fetzige Rhythmen hören ließ. Überhaupt sorgten Schalmaienkapellen und Spielmannszüge auf Schritt und Tritt dafür, dass sich der Gaudiwurm swingend und singend vorwärts bewegte.
Und während Sportler vom SV Heiligkreuz die 'wirklich schönste Kemptenerin' (mit Stachelbeinen und Stiftenkopf) vorstellten und kiloweise Bonbons und Bettfedern in die Menge warfen, bewies die Faschingsgilde, dass sie keine Nachwuchssorgen hat: ein Babyprinzenpaar winkte ins Publikum.