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Schach ist gar nicht uncool

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Schach ist gar nicht uncool

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    Von Sylvia Rustler, Memmingen - 'Das Schachspiel ist ein See, in welchem eine Mücke baden und ein Elefant ertrinken kann', heißt ein indisches Sprichwort. Und so ähnlich verhält es sich wohl auch, wenn Manfred Schweizer (siehe auch Nachgefragt) erzählt, wie er 1994 in Italien gegen einen großen Schachspieler verloren hat, während der achtjährige Max noch nach Wochen von seinem Erfolg beim letzten Schachturnier träumt Schweizer ist Schach-Jugendleiter beim Post-Sportverein Memmingen. Regelmäßig trainiert er bis zu 25 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren. Und die Erfolge können sich sehen lassen: 'Heuer im April ist eine Mädchenmannschaft Bayerischer Meister geworden. Und Reinhold Weiß (10) ist Schwäbischer Meister im Schnellschach in seiner Altersklasse', erzählt Schweizer stolz. Solche besonders ambitionierten Spieler werden auch entsprechend gefördert. Sie können zusätzlich ein zweites Mal pro Woche üben oder an speziellen Übungseinheiten teilnehmen. Max Hess etwa macht gerade das 'Schwäbische Kadertraining' mit. Vor ihm liegt ein Blatt mit komplexen Figurenaufstellungen. Auf seinem Brett stellt er sie nach und versucht, den stärksten Zug ausfindig zu machen.

    'An Schach gefällt mir, dass es nicht so gefährlich ist wie beispielsweise Fußball', meint er etwas schüchtern und grinst: 'und, dass ich meinen Papa so oft besiege'. Wenig später erscheinen die Freunde Patrik Link und Martin Jörg zum regulären Training. Jeder von ihnen hat einen dicken, theoretischen Schachwälzer daheim im Regal, erzählen die 13-Jährigen. Immer wieder würden sie ihre Mitschüler auf ihr Hobby ansprechen, Schach sei 'alles andere als uncool'. 'Und hat seine Bezeichnung ,Sport' auch durchaus verdient', wirft Thomas Isegrei ein und fügt hinzu: 'Nach so einem Turniertag ist man ziemlich kaputt.' Wenn man nicht gut ausgeschlafen sei, hätte man kaum eine Chance. 'Auf einem Turnier muss man einen kühlen Kopf bewahren und sich schon mal mehrere Stunden konzentrieren', betont der 17-Jährige. Fünf bis sechs Stunden kann das sogenannte Turnierschach nämlich schon mal dauern. Laut Schweizer trägt die Schachjugend ansonsten Wettkämpfe im 'Rapid-Schach' (siehe auch 'Gecheckt?!') oder im Blitzschach aus. Außerdem gibt es Einzel- oder Gruppenturniere. 'Hat man die Verantwortung für eine ganze Mannschaft, motiviert einen das. Man kann die anderen ja nicht hängen lassen', sagt Marina Schweizer. Sie ist eine der Spielerinnen, die die Bayerische Meisterschaft mit der Mannschaft gewonnen hat. Zudem verhelfe ihr Schach auch zu guten Leistungen in der Schule, glaubt die Gymnasiastin: 'Beim Schach muss man Kombinationen lösen wie in Mathe'. Dass ihr Vater früher im Wirtschaftskundeunterricht mit seinem Freund in Gedanken Blindschach (siehe 'Gecheckt?!') gespielt hat, hat er ihr allerdings nicht erzählt.

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