Der Bahntunnel bei Oberstaufen im Oberallgäu wird heuer von Anfang April bis 20. Oktober aufwendig saniert. Unter anderem wird die Röhre so vergrößert, dass auch Doppelstockwagen und größere Güterwaggons dort hindurch fahren können.
Die Deutsche Bahn investiert in das Projekt insgesamt 25 Millionen Euro. Dazu gehört auch die komplette Erneuerung von neun Kilometern Gleis zwischen Immenstadt und Sonthofen sowie eine Modernisierung der Signaltechnik.
Erneuert werden auch drei über Bäche führende Brücken. Während der Bauzeit ist die Strecke komplett gesperrt. Wegen Vorbereitungsarbeiten an der Signaltechnik werden zudem auf der Strecke Kempten-Immenstadt-Oberstdorf am 3. April (Weißer Sonntag) keine Züge verkehren. Die Fahrgäste werden mit Ersatzbussen befördert. Der Tunnel in unmittelbarer Nähe des Oberstaufener Bahnhofs ist nicht nur der einzige im Allgäu, sonder er ist auch alt. 1853 wurde er nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) gebaut, derzeit fahren täglich 52 Züge durch die 123 Meter lange Röhre.
Zuletzt sollte eine Sanierung mit Spritzbeton in den 80er Jahren den drohenden Verfall stoppen. Doch der Zahn der Zeit nagte weiter an dem Bauwerk, durch das die zweigleisige Bahnstrecke zwischen Immenstadt und Lindau verläuft. Vor allem im Winter und in den Übergangsjahreszeiten habe es immer wieder Wassereinbrüche und Materialablösungen im Tunnel gegeben, erklärte Axel Boss von der DB Netz gestern bei einer Vorstellung der Baupläne in Oberstaufen. Zudem kam es dann bei starkem Frost zu Vereisungen, die den Bahnverkehr behinderten. Zuletzt konnten die Züge den Tunnel nur noch mit maximal 40 km/h passieren. Nach der Sanierung wird die Höchstgeschwindigkeit Tempo 100 betragen.
Lange Zeit war über die Sanierung geredet worden, kurzfristig kam auch einmal eine kleine Lösung ins Gespräch: Mit einem Rückbau auf ein Gleis im Tunnelbereich hätte man ebenfalls erreichen können, dass Doppelstockwagen hindurchfahren können. Dass die Bahn sich für die große Lösung entschieden hat, hänge mit einem anderen Großprojekt in der Region unmittelbar zusammen, sagte Boss.
Sobald die Elektrifizierung der Strecke München–Lindau in die heiße Phase geht und es dort zu Sperrungen kommt, werden Züge zwischen München und Lindau über Immenstadt und Oberstaufen umgeleitet.
Keine nächtlichen Arbeiten
Nach den Worten von Boss ist der Zeitplan so angelegt, dass am und im Oberstaufener Tunnel nur tagsüber gewerkelt wird. Wegen der möglichen Lärmbelästigung habe man auf nächtliches Arbeiten verzichtet. Boss ist nach eigenen Angaben zuversichtlich, dass das Projekt wie geplant bis 20. Oktober fertiggestellt sein wird.
Nach Angaben von DB-Regio- Geschäftsleiterin Bärbel Fuchs wird sich die Fahrzeit nach Lindau durch die Streckensperrung zwischen Immenstadt und Oberstaufen sowie den Schienenersatzverkehr um zehn bis 20 Minuten verlängern. Während der Streckensperrung werden zusätzlich zum normalen Angebot drei Zugpaare von Bahn und Alex zwischen München und Lindau über Buchloe und Memmingen eingesetzt. Diese Verbindungen seien zwar nicht kürzer, aber umsteigefrei, sagte Fuchs.
Alle Informationen über die Streckensperrung und den geplanten Ersatzverkehr werden nach Unternehmensangaben rechtzeitig ins Netz gestellt: www.bahn.de
Editiert: In einer frühere Version des Artikels war in der Überschrift von der Strecke Immenstadt - Sonthofen die Rede. Diese Angabe war falsch. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.