Von unserer Mitarbeiterin Silvia Reich-Recla, Kempten - Obwohl furios in die Saison gestartet schaffte sie letztlich den Aufstieg in die 1. Bundesliga nicht: Die FSG Kempten landete in der 2. Bundesliga der Luftgewehr-Schützen auf Rang drei nach einer Saison, die durch Höhen und Tiefen gekennzeichnet war. 'Die mentale Stärke zählt beim Schießen', erläutert Team-Mitglied Alexander Sonner und präzisiert: 'Die Wettkämpfe werden größtenteils im Kopf entschieden.' Ausgerechnet vor heimischer Kulisse hatten er und seine FSG-Kollegen, wie er selbst sagt, 'einen totalen Aussetzer'. Woran es lag, das sei schwierig zu erklären, zuckt der Probstrieder die Achseln und versucht zu erklären: 'Wir sind alle beruflich sehr engagiert. Manchmal fehlt die Zeit zu intensivem Training.' Die FSG Kempten ist die einzige Mannschaft aus Schwaben, die in der 2. Bundesliga antritt. Im Team waren fünf Stammschützen: Eduard Roth, Harald Braml, Daniel Dubowy, Hermann Müller und Alexander Sonner. Als Ersatzschützen standen Marco Dubowy, Marc Pfalzer und Andrea Heyland parat. Schießen sei kein Männersport, so Sonner. Rund ein Drittel der FSG, die in Rothkreuz ihre Schießanlage für Pistolen-, Luftgewehr- und Bogenschützen betreibt, sei weiblich.
Am letzten Ligatag fulminant Angefangen hatte die Saison erfolgreich mit einem Sieg gegen Prittlbach. Das sei 'eine große Überraschung' gewesen, denn in den Reihen des Gegners waren auch Olympia- und Weltmeisterschaftsteilnehmer. Eine durchwachsene Bilanz bot der zweite Wettkampf mit einem Sieg und einer Niederlage. Der dritte Ligatag bot zu Hause oben erwähnten großen Einbruch und am vierten und letzen holte sich die FSG einen fulminanten 5:0-Sieg in Bergrheinfeld bei Schweinfurt.
Schießen auf ein schwarzes Loch So ein Wettkampftag sei auch für die Zuschauer interessant. An zehn Ständen visieren die Luftgewehrschützen stehend eine elektronisch Anlage an, die zehn Meter entfernt ist. 'Wir schießen praktisch auf ein schwarzes Loch', sagt Sonner. Ringe seien bei dieser elektronischen Variante einer Schießscheibe nicht eingebaut. Über große Monitore können die Zuschauer verfolgen, welche Leistungen die Schützen erreichen. Maximal zehn Punkte pro Schuss sind möglich. 'Ein Zehner hat den Durchmesser von einem halben Millimiter', lässt Sonner erahnen, dass Schützen eine ruhige Hand, einen guten Blick und drahtige Nerven brauchen. In der Regel würden die Schützen ins Schwarze treffen. 'Ein guter Schütze', so Sonner, 'schafft in der Regel fünf Neuner. Alles andere sind Zehner bei insgesamt 40 Schüssen'. Die Sportler treten paarweise gegeneinander an. Ein Moderator hält Schützen und Zuschauer auf dem Laufenden, wie es steht. 'Da gerätst du als Schütze schon unter einen hohen Druck, vor allem wenn dein Gegner gute Schüsse vorlegt und du nachziehen musst.' Ein Duell dauert 50 Minuten.
Ratschen und Kuhglocken Die Wettkämpfe seien spannend und würden oftmals von vielen Zuschauern besucht, die mit Ratschen, Kuhglocken und durch Applaudieren für Stimmung sorgten. Früher sei das ganz anders gewesen, da habe jeder der Schützen alleine geschossen. Heute gibt es jeweils fünf Duelle. Gewonnen hat das Team, das die meisten Duelle gewinnt. Vor einigen Jahren habe die FSG Kempten recht kräftig in eine moderne, elektronische Anlage investeiren müssen. Sonner: 'Wir sind eben ein Leistungs- und kein Gesellschaftsverein'. Ansonsten hätten die Schützen der FSG in der 2. Bundesliga keine Chance. Apropos Chance. 'Um den Aufstieg werden wir wohl auch beim nächsten Mal nicht mitkämpfen', glaubt er, der in den 90-er Jahren zu den besten Luftgewehrschützen in ganz Deutschland zählte und damals Mitglied der Nationalmannschaft war.