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Sagenumwobene St.-Georgs-Kirche

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Sagenumwobene St.-Georgs-Kirche

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    Untergermaringen (tos). - Zum 'Tag des offenen Denkmals' am Sonntag, 8. September, öffnen auch rund um Buchloe und Kaufbeuren vier Denkmäler ihre geschichtsträchtigen Pforten. Vergangenes Jahr nahmen bundesweit drei Millionen Besucher in 2500 Gemeinden an 6000 historische Stätten die Möglichkeit wahr, sonst nicht zugängliche Denkmäler zu besichtigen oder die Arbeit denkmalschützerisch Tätiger zu begutachten. Ein sowohl kunst- als auch glaubenshistorisches Denkmal ersten Ranges ist die St.-Georgs-Kirche in Untergermaringen, durch die Diakon Gerhard Entrup am 8. September um 15.30 Uhr Interessierte führen wird. Der Baubeginn des romanischen Gotteshauses wird um das Jahr 1180 datiert, der des 36 Meter hohen spätgotischen Turms auf das 15. Jahrhundert. Wie kunsthistorisch bedeutend der Innenraum der Kirche ist, stellte sich bei der letzten umfassenden Renovierung in den 60er-Jahren heraus. Eigentlich sollte die morsche Holzkassettendecke aus dem Jahr 1690, mit Engelsgestalten und Szenen aus dem Leben der heiligen Märtyrer bemalt, restauriert werden. Die 'Kaufbeurer Geschichtsblätter' vom November 1966 berichten, dass damals 'achtlos der völlig durchfeuchtete und vermooste Putz im Chor bis zur Höhe von etwa drei Metern heruntergeschlagen' wurde, bis das Landesamt für Denkmalpflege Einhalt gebot. Dem Kirchenmaler Toni Mayer aus Mindelheim gelingt in der Folgezeit 'der bedeutendste Freskenfund der letzten Jahre', wie es in den 'Geschichtsblättern' heißt. Nahezu vollständig erhalten ist heute die romanische Apsismalerei aus dem 12. Jahrhundert zu bewundern, die einzige ihrer Art in Schwaben, mit Christus als Weltenherrscher im Zentrum. Künstlerische Parallelen sind nur bekannt aus Südtirol, von der Insel Reichenau, einer Kapelle bei Bonn und aus der Oberpfalz.

    Seit 200 Jahren ohne Großkreuz Auf einen Glaubensgegenstand muss die Georgskirche dagegen seit über 200 Jahren verzichten. Wie der Kirchenführer von 1996 vermerkt, geriet 'eines der bedeutendsten Großkreuze aus der romanischen Zeit auf Umwegen in das Bayerische Nationalmuseum nach München, wo es bis heute zu einem der größten Schätze zählt': ein Christuskorpus aus dem Jahr 1170, der über zwei Meter misst. Seit 1979 schmückt eine vom Bildhauer Otto Kobel (Rückholz) gefertigte Kopie die ansonsten schlichte Südseite des Kirchenschiffes, weil 'alle Bemühungen, dieses Kruzifix an seinen angestammten Platz zurückzuholen, ohne Erfolg blieben'. Den Innenraum dominiert weiter ein riesiges Christophorusfresko (um 1420) und an der Nordwand des Chors Szenen aus dem Leben des 'Drachenheiligen' St. Georg, die auf 1250 datiert werden. Der Namenspatron und eine seiner Darstellungen mit einem Schimmel (der seinerseits - oft geköpft - vielfacher Gegenstand der Allgäuer Sagenwelt ist), vor allem aber die Lage der Kirche samt umgebendem Friedhof, lassen Historiker vermuten, dass der St.-Georgs-Berg - 'Jörgiberg' im Volksmund - oder auch Hohenberg und Höchenberg eine vorchristliche Kultstätte war. Darauf deuten auch heute noch sichtbare Erdumwallungen hin. Hinzu kommt die Darstellung der klugen und törichten Jungfrauen unter dem Apsischristus. Der Sage nach bewacht eine Jungfrau in unterirdischen Gängen im Georgsberg den Schatz einer früher dort stehenden Burg. Einst soll sie einen bescheidenen Hirten beschenkt haben. Ein zweiter, der ihm goldgierig in die Gänge folgte, blieb spurlos verschwunden. Im 17. und 18. Jahrhundert war St. Georg Wallfahrtskirche für 16 umliegende Gemeinden, wo alljährlich Viehmarkt abgehalten wurde.

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