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Ryanair setzt plötzlich auf Großflughäfen

Memmingen

Ryanair setzt plötzlich auf Großflughäfen

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    Ryanair setzt plötzlich auf Großflughäfen
    Ryanair setzt plötzlich auf Großflughäfen Foto: Uwe Hirt

    Der Chef der Fluggesellschaft Ryanair ist ständig für eine Überraschung gut. Europas drittgrößte Airline will ihre Maschinen künftig nicht mehr nur auf kleineren Flughäfen wie dem Memminger über Billigtickets füllen. Sie will künftig auf den großen und zentral gelegenen Airports gutzahlende Geschäftsleute umwerben. So wortreich Konzernchef Michael O´Leary die Vorteile dieses Strategiewechsels verkündet, so einsilbig gibt sich Unternehmenssprecherin Henrike Schmidt bei der Frage nach möglichen Auswirkungen auf den Allgäu-Airport: "Das ist schwer zu sagen." Generell sei es aber eher "unwahrscheinlich", dass Ryanair einen seiner bisherigen Flughäfen streiche.

    Über Jahre hat der Ire OLeary das Billig-Image über Kostenreduzierungen bis aufs Äußerste ausgereizt: Auch mit Ideen für Toilettenbenutzungsgebühren, Stehplätzen in Flugzeugen oder der Abschaffung von Co-Piloten. Jetzt also das genaue Gegenteil: Mehr und besserer Service sowie Flugplätze, die Passagieren keine langen Transfers in die Zentren abverlangen, sollen höhere Ticketpreise ermöglichen.

    Der Flughafen Memmingen ist seit dem angekündigten Rückzug von Air Berlin weitgehend von Ryanair abhängig. Derzeit bedienen die Iren vom Allgäu aus 16 Strecken, im Winter werden es - saisonbedingt üblich - einige weniger sein. Unternehmenssprecherin Schmidt: "Das ist ein für uns sehr gut funktionierender Flughafen.

    " Erst kürzlich hatte sich Ryanair selbst als "verlässlicher Partner" angepriesen mit dem Hinweis, dass in manchen Wintermonaten die Jets aus England, Irland, Schweden oder auch Spanien zu mehr als der Hälfte mit Deutschland-Urlaubern gefüllt seien.

    Hunderte dieser Passagiere fahren allerdings von Memmingen nach München weiter. Verhandelt Ryanair deshalb vielleicht schon mit München oder auch Stuttgart, um künftig dort direkt zu landen? Henrike Schmidt: "Kein Kommentar." Und wenn dem so wäre, welche Auswirkungen hätte das fürs Allgäu? "Diese Frage kommt zu früh."

    Wichtig ist Schmidt die Feststellung, dass es Ryanair bei dem Strategiewandel um zusätzliches Geschäftspotential geht. Von Memmingen aus bieten die Iren zum Beispiel das Ziel Barcelona an. Sie fliegen allerdings nach Girona und Reus, jeweils 100 Kilometer von der spanischen Metropole entfernt. Seit kurzem steuert die Airline jedoch von anderen europäischen Städten aus auch den zentralen Barcelona-Flughafen El Prat an. Dort ist man auf die für einen großen Airport schwierige Forderung eingegangen, dass jeder Ryanair-Jet 25 Minuten nach der Landung mit neuen Passagieren wieder zur Startbahn rollt.

    In Deutschland sind neben Memmingen zum Beispiel auch der Flughafen Hahn im Hunsrück oder Weeze nahe der holländischen Grenze weitgehend von Ryanair abhängig. Dort hat die angekündigte strategische Kehrtwende Debatten ausgelöst. Der Geschäftsführer des Allgäu-Airport, Ralf Schmid, hat "überhaupt keine Angst, dass die Änderungen sich negativ auf uns auswirken. Es geht immer um die Lage und wir liegen in einer sehr guten Region." Mehr Geschäftsreisende würden eben auch zusätzliches Kundenklientel bedeuten.

    Auch ein immer breiter gestreuter "Hinweis" von Ryanair macht Schmid kein Kopfzerbrechen. Die Iren fürchten aufgrund der angekündigten nationalen Luftverkehrsabgabe, dass "für uns Wachstum in Deutschland ausgeschlossen ist".

    Sollte es gar zu einem Passagierrückgang kommen, will das Unternehmen Flieger ins Ausland verlegen. "Das mag an der holländischen Grenze funktionieren", meint Schmid. "Doch bei uns gibt es keine sinnvolle Alternative, jedenfalls ist es weder Salzburg, noch Innsbruck oder Altenrhein."

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