Seit 1992 nimmt der aus Maria Steinbach stammende Forstwirtschaftsmeister Gerhard Briechle regelmäßig an Waldarbeits-Wettbewerben teil und hat schon viele Titel gewonnen. Bei der diesjährigen WM in Zagreb (Kroatien) mit 122 Teilnehmern aus 30 Nationen konnte seine Mannschaft kürzlich ihren Titel nicht verteidigen. Dennoch kam Briechle mit einer Goldmedaille nach Hause. In seiner Parade-Disziplin, dem Kettenwechsel, ließ der Unterallgäuer nichts anbrennen, überbot seine eigene WM-Bestzeit (10,43 Sekunden) und gewann mit einem neuen Weltrekord von 8,93 Sekunden zum dritten Mal in Folge die Goldmedaille. Wir haben uns mit dem frischgebackenen Weltmeister unterhalten.
Herr Briechle, ein "normaler" Waldarbeiter braucht etwa drei Minuten - wenn er sich sehr beeilt -, um eine Motorsägen-Kette zu wechseln. Wie schafft man das in knapp neun Sekunden?
Briechle: Schon zu Beginn meiner Meisterschaftskarriere habe ich gespürt, dass ich für diese Disziplin ein besonderes Talent habe. Am Anfang wurde viel trainiert, jetzt bevorzuge ich die häufige Teilnahme an Wettbewerben, das sogenannte Wettkampftraining.
Gibt es einen speziellen Trick dafür und wie oft trainieren Sie?
Briechle: Da die Motorsäge serienmäßig ausgestattet sein muss, ist es mit speziellen Tricks schwierig. Mein Motto lautet: Ruhig, schnell und sauber arbeiten. Es muss ja gleich mit dieser Motorsäge weiter gearbeitet werden. Das heißt, die anderen Disziplinen wie Kombinations- und Präzisionsschnitt müssen bestritten werden, ohne noch mal etwas an der Kette zu korrigieren. Für die WM habe ich ein paar extra Stunden trainiert, ansonsten bevorzuge ich eher physisches und mentales Training wie etwa Kampfsportarten - bevorzugt Teakwondo.
Für Sie persönlich war die WM sehr erfolgreich, aber für die Nationalmannschaft als Titelverteidiger reichte es am Ende nur zu Platz 14. Mannschaftsweltmeister wurde Österreich vor Italien und Estland. Was war los?
Briechle: Wir waren vor der letzten Disziplin - der Entastung - auf Platz zwei. Da sprang mir plötzlich die Kette bei Astnummer 19 herunter und ich erhielt dafür 330 Fehlerpunkte. Da ist man raus. Das ist vergleichbar mit dem zweiten Durchgang beim Slalom, wenn man beim vorletzten Tor einfädelt. Somit war die Mannschaft wie auch ein möglicher Gesamt-Einzeltitel weg.
Sie organisieren als Vorsitzender des Vereins Waldarbeitsmeisterschaften Bayern nicht nur Wettkämpfe, sondern bestreiten seit 18 Jahren und als dienstältestes Mitglied der Nationalmannschaft seit zwölf Jahren Wettkämpfe. Gibt es genügend Nachwuchs unter den Forstwirten oder ist die nachkommende Generation der jungen Waldarbeiter gar eine große Konkurrenz?
Briechle: Letzteres trifft zu, weil wir in Deutschland weltweit die bestorganisierten Wettbewerbe veranstalten. Auch in den verschiedenen Sponsorenteams wird auf die Jugendarbeit besonders eingegangen. Bester Beweis ist unser Junior Florian Huster (U24), der Vize-Weltmeister geworden ist. (Isolde Göppel)