Das ist wie American Football, nur ohne Schutzausrüstung. So ist die landläufige Meinung über Rugby. Stimmt nicht, sagt Sebastien Chaule (37), Trainer der Mad Cows.
Seit über 30 Jahren spielt der gebürtige Südfranzose schon Rugby, unter anderem in Paris und London. Seit 18 Jahren lebt er in Deutschland. Nach 16 Jahren Heidelberg (1. Rugby-Bundesliga) ist das Allgäu jetzt seine neue Heimat. Für Deutschland hat er bereits 17 Länderspiele absolviert.
Zu den Mad Cows stieß er kurz nach der Gründung. Gegründet worden ist die Rugby-Mannschaft im November 2011 aus einer Gruppe von fünf bis sechs Mann als Abteilung im FC Türksport Kempten. Sebastien hat kurze Zeit später das Traineramt übernommen. Werbung, beispielsweise an der Fachhochschule führte dazu, dass nach und nach die Gruppe auf Mannschaftsstärke wuchs.
Momentan sind es circa 20 Personen (eine Frau ist auch mit dabei), die zusammen trainieren und in der Verbandsliga Bayern heuer zum ersten Mal antreten. "Wir sind immer noch nervös, ein bisschen ängstlich, aber wir freuen uns auf die Zukunft." Die Verbandsliga ist die unterste von fünf Ligen-Ebenen. Das Ziel ist, irgendwann aufzusteigen.
Das Regelwerk beim Rugby hat man relativ schnell verstanden. Der eiförmige Ball muss über die gegnerische Linie. Das ist dann eigentlich schon die einzige Gemeinsamkeit mit dem American Football. Beim Rugby darf man mit den Händen den Ball nur nach hinten zu einem Mitspieler passen. Nach vorne darf man mit dem Fuß schießen. Der Spieler, der den Ball trägt, ist also immer vorne, die anderen unterstützen ihn. Es gibt weder Verteidiger noch Angreifer, es ist grundsätzlich immer die ganze Mannschaft in Bewegung. Spielunterbrechungen gibt es sehr wenige (auch hier wieder ein großer Unterschied zum American Football). Das macht Rugby zu einer dynamischen und für die Spieler sehr anstrengenden Sportart.
Rugby ist ein spontanes Spiel. Taktik gibt es natürlich. Aber: "Spielzüge kann man trainieren, es ist aber schwierig, sie auf das Spiel zu übertragen." Die Mad Cows bevorzugen lange Pässe und weite Angriffe. Wenn der Gegner mitspielt.
Schutzausrüstung: Mundschutz. Optional darf man noch einen Tiefschutz verwenden. "Rugby ist schon gefährlich", sagt Sebastien. Er hat alles erlebt, was es in diesem Sport zu erleben gibt. Inklusive Knochenbrüchen (allein die Nase dreimal), Platzwunden und natürlich jeder Menge blauer Flecken. Wenn man mit den Köpfen aneinanderschlägt, kann es schon wehtun. Das sei wie in anderen Sportarten auch: "Umso mehr man trainiert, umso mehr man sich konzentriert und im Training und im Spiel ist, umso weniger Verletzungen passieren."
Rugby und Allgäu - wie passt das zusammen? "Die Allgäuer sind kräftige Typen, die Mentalität ist da, wir haben einen Irish Pub in Kempten, also passt es gut zum Allgäu", sagt er augenzwinkernd. Und übrigens sei der Ex-Rugy-Nationaltrainer Rudolf Finsterer ein gebürtiger Kemptener.
Warum macht man den Sport, wenn er wehtut? "Es macht einfach Spaß! Man spürt den Zusammenhalt, man spürt den Druck der Teamkameraden." Während des Spiels spürt man den Schmerz ohnehin kaum, dafür sorgt der Adrenalinschub. Das böse Erwachen "kommt am nächsten Tag, wenn man aufsteht."
Beim Training dabei war auch Ronald Maior aus der Kemptener Lokalredaktion der Allgäuer Zeitung. Er hat sogar selbst mittrainiert. Sein Fazit: "Ein hartes Stück Arbeit. Es sind schon harte Kerle hier unterwegs. Aber ich hätte Lust, nochmal ein bisschen mehr zu probieren." Seine Reportage mit der Perspektive des Rugby-Neulings lesen Sie demnächst in der Allgäuer Zeitung.