Lindau (rue). - In der Lindauer Pfarrgemeinde St. Josef rumort es. Zehn von 14 Pfarrgemeinderäten haben wegen Pfarrer Franz Felber endgültig ihren Rücktritt erklärt. Wie es jetzt weitergeht, wird nach Angaben der Diözese Augsburg der Bischof entscheiden. Ein Jahr, nachdem Pfarrer Franz Felber seinen Dienst in Lindau angetreten hat, haben damit fast zwei Drittel der Reutiner Pfarrgemeinderatsmitglieder ein zweites Mal ihren Rücktritt bekannt gegeben. Begründet haben sie diese Entscheidung damit, dass sich der Pfarrer an Vereinbarungen 'in keiner Weise gebunden fühlt'. Dass er für seine Urlaubszeit alle Gottesdienste außer jenen am Sonntag gestrichen habe, ohne den Pfarrgemeinderat zu informieren, habe das Fass zum Überlaufen gebracht, sagte die bisherige Pfarrgemeinderatsvorsitzende Rosmarie Snehotta. Es sei zwar klar, dass in einer Pfarreiengemeinschaft Gottesdienste wegfallen müssten. Nur: Es sei zu viel gestrichen worden. Zudem habe sich der Pfarrgemeinderat immer wieder bereit erklärt, selbst für eine Vertretung oder für Wortgottesdienste zu sorgen. Doch dies habe der Pfarrer abgelehnt. Schon vor einem Vierteljahr hatte die Mehrheit der Pfarrgemeinderäte ihren Rücktritt beschlossen. Dieser war aber aus formalen Gründen nicht gültig. Pfarrgemeinderäte können nur einzeln zurücktreten, nicht per Mehrheitsbeschluss. Bei den folgenden Vermittlungsversuchen legten die Pfarrgemeinderäte und der Pfarrer unter der Gesprächsleitung der Augsburger Pastoralreferentin Gertrud Brem Regeln für die Zusammenarbeit fest. Dazu gehörte, dass sich Pfarrer und Pfarrgemeinderäte gegenseitig rechtzeitig über wichtige Dinge informieren.
Dazu gehörte auch, dass man bei anstehenden Vorhaben und Problemen gemeinsam nach Lösungen suchen will. Bereits drei Tage nach dieser Vereinbarung hat Veronika Zett-Löhr als eines der ersten Pfarrgemeinderatsmitglieder ihre Rücktrittserklärung erneuert. Ihr war die Vereinbarung nicht weit genug gegangen. Denn sie enthalte nur Punkte, die selbstverständlich seien. Zudem habe der Pfarrer diese Vereinbarung bis heute der Gemeinde nicht bekannt gegeben. Entscheidend für ihren Rücktritt seien aber Punkte, die sich letztlich mit einer Vereinbarung nicht regeln ließen: 'Es geht um seinen Umgang mit den Leuten', sagt Veronika Zett-Löhr. Der Pfarrer sei 'nicht nur un-, sondern antikommunikativ'. Kritik weise er zurück oder stelle den Kritiker in Frage. Er setze nur seinen Stil durch. Diese Ausschließlichkeit ist es, die sie stört. Dass er Gottesdienste schlichter gestalte, gefalle zwar ihr persönlich, aber vielen anderen nicht. Hier vermisst sie Kompromissbereitschaft und Ausnahmen für jene, die gerne traditionellere Formen hätten. 'Wir haben Änderungen mitgetragen, aber sobald Wünsche von uns kamen, wurden sie abgelehnt', sagt Veronika Zett-Löhr, die wie Rosmarie Snehotta weiterhin in der Gemeinde aktiv mitarbeiten will. Zu den vier Pfarrgemeinderäten, die im Amt geblieben sind, gehört Lucia Breunig. Sie möchte, 'auf der Basis der Vereinbarung schauen, wie es weitergeht'. Zudem sei ein Pfarrgemeinderat etwas anderes als ein politisches Gremium. Sie sehe dies auch unter christlichen Aspekten. Zu der Frage, wie es nun weitergeht, ließ das bischöfliche Ordinariat über seine Pressestelle verlauten: 'Man wird mit dem Bischof darüber reden, und dieser wird eine Entscheidung treffen.'