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Rückholzer Schüler müssen nun pendeln

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Rückholzer Schüler müssen nun pendeln

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    Rückholz/Nesselwang (ves). - Bei einigen Rückholzer Schülern sind in diesen Tagen Tränen geflossen: Das Kultusministerium wird die Bitte der kleinen Gemeinde, dass die Schüler der ersten und zweiten Klasse weiterhin im Dorf unterrichtet werden, abgeweisen. Trotz aller Bemühungen der Rückholzer (wir berichteten) sollen die 14 Kinder künftig in die Schule nach Nesselwang pendeln. Wer nach Rückholz fährt, landet unweigerlich an dem Platz, der von Schule und Gemeindehaus umschlossen wird, oberhalb stehen der Maibaum und die Kirche. 'Und so wie die Kirche, gehört beinahe die Schule ins Dorf', meint die Rückholzerin Susanne Guggemos. Ihr Sohn Tobias kommt im Herbst in die Zweite, Tochter Verena in die Erste. 'Die beiden hatten sich schon gefreut, zusammen in der Klasse zu sein', schildert Guggemos. Denn in der Rückholzer Außenstelle der Nesselwanger Volksschule werden die Erst- und Zweitklässler sowie die Dritt- und Viertklässler in kombinierten Klassen unterrichtet. Diese integrierten Klassen hatte Guggemos zuerst kritisch gesehen, doch die Lehrerinnen hätten dies 'super gemacht'. Viel haben die Kinder laut Guggemos so gelernt, außerdem sei der Zusammenhalt groß. Doch die vorgeschriebene Mindestgrenze, um eine kombinierte Klasse zu erhalten, sind 15 Schüler - in Rückholz sind es im kommenden Jahr nur 14. Für den Erhalt der Klasse haben sich Eltern und der Bürgermeister engagiert: In einem Schreiben an die Regierung von Schwaben und an Staatssekretär Karl Freller wurde um eine Sonderregelung gebeten. Die Gemeinde hat darauf noch keine Antwort erhalten. Aber laut Peter Brendel, Sprecher am Kultusministerium, wird dies abgelehnt. Es gebe klare Richtlinien. Danach können die Dritt- und Viertklässler in Rückholz bleiben, die Erst- und Zweitklässler müssen pendeln. Zusammen mit den Schülern in Nesselwang würden sich 'geschickte' Klassengrößen ergeben. Einen Lehrer in Rückholz einzusetzen wäre 'Luxus'. Zudem werde angestrebt, Kinder in einzelnen Jahrgängen zu unterrichten.

    'Sie wurden gut gefördert' Dr. Otto Randel, Schulleiter in Nesselwang, weiß um die Vorgabe, kombinierte Klassen weitgehend zu vermeiden. Andererseits gehe man im benachbarten Tirol einen anderen Weg: Dort gebe es viele kleine kombinierte Klassen in den Dörfern. Sorgen habe er sich auch um die Rückholzer Schüler nie gemacht: 'Sie wurden gut gefördert - es kommt eben immer auf das Engagement der Lehrer an.' Es sei das gute Recht der Kommunen, darum zu kämpfen, findet er. Denn einerseits gebe es klare administrative Regelungen, die aufgrund finanzieller Vorgaben Klassengrößen vorschreiben. Auf der anderen Seite sei die Schule mehr als nur Klassen: 'Sie ist ein kultureller Bestandteil des Dorfes. Wenn sie geht, verarmt die Gemeinde.' Das findet auch Bürgermeister Xaver Boos. Dementsprechend groß sei die Enttäuschung im Ort. Da gebe es überall teure Programme zur Aktivierung des Dorflebens und bei der Schule 'komme es auf jeden Pfennig an', ärgert er sich. Der künftige Schulweg über die kurvige und bergige Strecke nach Nesselwang sei gefährlich und der zusätzliche Schulbus belaste die Gemeinde. Nicht zuletzt seien die Kinder im Dorf sozial gut eingebunden. Deshalb wird noch nicht aufgegeben: Bürgermeister und Eltern wollen versuchen, die Entscheidung auf politischem Wege noch einmal umzuwerfen. Zudem hatten die Rückholzer über den Radiosender Antenne Bayern einen Aufruf gestartet, in dem sie um neue Mitbürger mit Grundschulkindern werben. 'Eine Frau hat sich gemeldet, die es ernsthaft erwägt', erzählt Boos. Darauf hofft auch Susanne Guggemos. Schließlich gebe es noch einen Grund für den Erhalt der Rückholzer Klasse: Ein mongoloides Kind aus dem Dorf könnte so zur Integration einmal wöchentlich mit zur Schule gehen.

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