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Rotes Kreuz plant ohne Zivildienst

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Rotes Kreuz plant ohne Zivildienst

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    Die geplante Verkürzung des Zivildienstes wird bei einigen Wohlfahrtsverbänden dazu führen, dass sie an manchen Allgäuer Standorten in absehbarer Zeit keine Zivildienstleistenden mehr einsetzen können.

    "Die neue Regelung ist unsinnig. Damit steht der Zivildienst eigentlich vor dem Aus", sagt Karl-Heinz Wenzel, Leiter des Seniorenzentrums der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Kaufbeuren-Neugablonz. Pläne der neuen Bundesregierung sehen vor, die Dienstzeit der Zivildienstleistenden von neun auf sechs Monate zu verkürzen. Aufgrund der vorgeschriebenen vierwöchigen Ausbildungszeit sowie Urlaubsanspruch könnten die Zivildienstleistenden in Zukunft nurmehr etwa vier Monate tatsächlich eingesetzt werden, sagt Wenzel. "Das lohnt sich kaum mehr." Gerade bei der Betreuung von Senioren sei der längerfristige Kontakt zu einer Bezugsperson wichtig. Diese Kontinuität ist laut Wenzel bei einer verkürzten Dienstzeit nicht mehr gegeben. Für das Seniorenzentrum arbeiten derzeit drei Zivildienstleistende: Einer in der Pflege, zwei sind beim Menübringdienst "Essen auf Rädern" beschäftigt.

    Künftig will Wenzel beim Angebot "Essen auf Rädern" vor allem Ehrenamtliche einsetzen.

    Änderung ab 2011

    Bereits Konsequenzen gezogen aus der geplanten Neuregelung hat der Kreisverband des Roten Kreuzes im Oberallgäu. "Ab dem Jahr 2011 werden wir keine Zivis mehr beschäftigen", sagt Kreisgeschäftsführer Alexander Schwägerl. Derzeit beschäftigt der Verband noch 22 Zivildienstleistende im Krankentransport, Fahrdienst sowie in Alten- und Pflegeheimen. Direkte Auswirkungen auf die tägliche Arbeit befürchtet Schwägerl nicht. "Aber nur, weil wir vorausschauend geplant und unsere Dienstleistungen so abgestimmt haben, dass wir nicht vom Einsatz der Zivis abhängig sind", sagt Schwägerl. Werde die Neuregelung eingeführt, sei dies generell jedoch ein "herber Einschnitt für den Sozialbereich. Viele Arbeiten sind dann nicht mehr zu realisieren".

    "Wir zahlen bei den Zivis schon seit Jahren drauf und setzen Eigenmittel ein", sagt der Geschäftsführer der Caritas Sozialstation Westallgäu, Bernhard Weh. "Wir machen das aber aus ideellen Gründen, um den jungen Menschen den Zugang zum sozialen Bereich zu ermöglichen." Sollte die Neuregelung in Kraft treten, kann die Sozialstation laut Weh statt derzeit drei, künftig nur noch maximal einen Zivildienstleistenden beschäftigen. "Mehr ist nicht mehr darstellbar", sagt Weh. Einarbeitungszeit, Lehrgänge und Urlaub - die reale Dienstzeit eines Zivis würde sich auf ein Minimum reduzieren. "Es besteht die Gefahr, dass der Zivildienst vor dem Aus steht.

    " Weh hat die Zahl der Zivis in den vergangenen Jahren vorausschauend stetig reduziert und erwartet daher keine größeren Auswirkungen auf die tägliche Arbeit. Für die Zukunft setzt Weh auf den Ausbau von Alternativangeboten, zum Beispiel des Freiwilligen Sozialen Jahres.

    "Die Situation war schon mit neun Monaten schwierig und jetzt wird es nicht leichter", sagt die Personalleiterin des Klinikums Memmingen, Ingeborg Wagner. Derzeit werden bis zu acht Zivis in der Technik eingesetzt. In der Zukunft werde es aber extrem schwierig, wenn etwa zusätzlicher Bedarf in der Pflege entstehe.

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