Viertklässler bauen Ofen aus Lehm - Aktionstag "Via Roßhaupten (güb). Mit schmutzigen Händen und beschmierten Klamotten kehrten die Roßhauptener Viertklässler von der Schule zurück. Aber Ärger von ihren Müttern bekamen sie deshalb nicht. Denn die Dreckelei der Kinder hatte einen lehrreichen Hintergrund: Sie bauten aus Lehm einen Schmelzofen für Eisenerz. Auf gleiche Art und Weise, wie es schon die Alemannen getan haben.
"Er sieht aus wie ein Vulkan", beschreibt eine Schülerin das Aussehen des Rennofens. "Das kommt vom alten Rennen, so hat man früher für Rinnen gesagt", erklärt Lehrer Klaus Wankmiller. Denn das Eisen soll ja schließlich aus dem Ofen herausrinnen, wenn alles klappt. Wankmiller hat mit seiner vierten Klasse die Idee vom Roßhauptener Heimatforscher Pankratz Walk aufgegriffen, einen solchen Ofen zu bauen. Und zwar fast ausschließlich aus einheimischen Materialien, wie sie schon die Alemannen im 4. Jahrhundert zum Eisenschmelzen verwendet haben. Um einige Hasel- und Weidenstecken herum bauten die 26 Grundschüler aus etwa einer Tonne Lehm einen 1,50 Meter hohen Ofen. Etwa einen Tag lang brauchten sie dafür, gearbeitet wurde in fünf Schichten. Nachdem der Ofen soweit an der Luft getrocknet war, wurde eine zweite Haut angebracht, um Risse zu vermeiden. "Wir können Risse, die während dem Brennen entstehen, aber auch dann noch mit Lehm abdichten. Der trocknet aufgrund der Hitze sofort", so Pankratz Walk."Um 1934 wurde beim Aufstellen des Maibaums alte Eisenschlacke gefunden", berichtet Walk. Wissenschaftlich erwiesen sei, dass die Alemannen schon im 4. Jahrhundert in Roßhaupten Eisen geschmolzen haben. Denen wollen es die Grundschüler innerhalb des Projektes "Experimentelle Archäologie" jetzt nachmachen. Beim Grundschul-Geschichtswettbewerb "Gedenkzeichen" kann die Klasse außerdem eine Fahrt zu einer archäologischen Ausgrabung gewinnen. Für den Wettbewerb wird die gesamte Dorfgeschichte Roßhauptens aufgerollt, erklärt Klaus Wankmiller. "Der Rennofen ist ein Teil des Projektes." Unterrichtsgänge führten seine Schüler unter anderem zur Via Claudia in den Forggensee, zu den alemannischen Schanzen Gabis und Straßberg und zum Alemannenfeld, berichtet Wankmiller. Am Samstag, 27. Mai, wird in dem Ofen schließlich das Eisen geschmolzen. Dann findet ein Aktionstag am Kunstpark Via Claudia (zwischen Roßhaupten und Buching) statt. Da der Lehmofen auf einem Betonring steht, kann er von der Schule zum Kunstpark transportiert werden. Beheizt wird der Rennofen mit Holzkohle, die voraussichtlich frisch von einem Meiler in Igling (Oberbayern) geliefert wird. 1300 Grad Celsius müssen erreicht werden, um das Eisen zu schmelzen. Und das klappt nur, wenn die Sauerstoffzufuhr stimmt. Deshalb schieben die Kinder Nachtschichten schon ab Freitag, 26. Mai. Dann wird der Inhalt des Ofens entzündet: Das zu schmelzende Eisenerz kommt aus dem Kenzengebiet, es wird zwischen die Holzkohle gelegt, ganz unten im Ofen befindet sich Reisig. Mit Blasebalgen aus Ziegenfell wird der Ofen über vier Löcher von den Kindern von Hand belüftet, damit er nach etwa 18 Stunden die ausreichende Temperatur zum Schmelzen erreicht hat. Eisen wie Ofen werden letztendlich im Dorfmuseum ihren Platz finden. "Das machen wir anders als die Alemannen: die haben ihren Ofen damals zerschlagen", so Wankmiller. Ankündigung Aktionstag 'Via Claudia'