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Rosa Zahn zeigt Keramiken zum Thema Brustkrebs in Memmingen

Ausstellung

Rosa Zahn zeigt Keramiken zum Thema Brustkrebs in Memmingen

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    Rosa Zahn zeigt Keramiken zum Thema Brustkrebs in Memmingen
    Rosa Zahn zeigt Keramiken zum Thema Brustkrebs in Memmingen Foto: antje sonnleitner

    Mit einer ungewöhnlichen Vernissage wurde die Ausstellung ' nur sieben und neunzig Frauen' mit Tonarbeiten von Rosa Zahn im Memminger Kreuzherrnsaal eröffnet. Die Ottobeurer Keramikerin behandelt in ihrem Werkzyklus ein brisantes Thema: Brustkrebs. 'Schuhe ausziehen und Ruhe bewahren' – mit dieser für eine Ausstellungseröffnung nicht gerade gängigen Ansage wurden die etwa 300 Gäste in mehr oder minder gut erhaltenen Hausschuhen, Badelatschen oder strumpfsockig in den Kreuzherrnsaal eingelassen.

    'Willkommen in der Wirklichkeit': Schon der Titel der Performance von Künstlerin und Tanzpädagogin Agnes Keil verheißt Konfrontation und Ernüchterung. Und so finden sich die Gäste mitten in der für die Ausstellung entwickelten 'Inszenierung für acht Frauen, einen Mann, einen Sprecher, einen Musiker, diverse Helfer und beliebig viele Zuschauer' als stumme Beobachter und Passanten wieder. Verteilt im Saal, verleihen die Mitglieder der Ausdruckstanzgruppe von Agnes Keil der erschreckenden Diagnose 'Brustkrebs' vehementen Ausdruck.

    Rund um die schwarzen Blöcke, auf denen Rosa Zahn später ihre Keramikfiguren errichtet, kauern, kriechen, winden sie sich vor Schmerz. Oder verweilen, gefesselt, in Starre und Hilflosigkeit. Zu den Klängen der Klarinette von Günter Schwanghart vernetzen sich die Tänzer in Sehnsucht nach Verbundenheit, Zuwendung und Trost, berühren, umschlingen sich, ziehen sich in das trotzige Schweigen der Isolation zurück oder fechten wütende Kämpfe aus.

    Eine Frau flackert durch den Raum wie ein Irrlicht – ein Veitstanz? Befreiung? Eine andere auf einem Sockel entkleidet sich, ihre Brüste werden bandagiert.

    Schauspieler Richard Aigner rezitiert Worte von Agnes Keil wie 'Wut, Müdigkeit, Ziffer 3.2, Phantasien, Angst', aber auch 'Frieden, Hingabe Vertrauen'. 'Sicher ist doch, dass wir alle sterben', heißt es in Text 2.

    97 Frauenfiguren stehen für ein Heer von Einzelschicksalen

    Als 'Referenz an die Wahrheit, wo sie uns bisweilen sehr weh tut', bezeichnet Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer Performance und Ausstellung, während Rosa Zahn die Säulen mit ihren Keramikfiguren bestückt: 97 Frauenfiguren auf schwarzen Schiefertafeln mit keilförmigen, kantigen Silhouetten und angedeuteten Brüsten. Archaisch muten sie an, rau, nackt. Sie stehen für eine Heerschar von Einzelschicksalen von Frauen mit geschundenen Leibern.

    'Amazonen' nennt Wolfgang Haggenmiller sie in seinen poetischen Texten, die im Eingang des Saales ausliegen: 'Entbrüstet bist du, bar deiner Weiblichkeit, erkaltet in Ton'.

    Rosa Zahn verwendet die Technik des Kapselbrandes, dessen Schmauchspuren Schattierungen hinterlassen; sie geben den namenlosen Figuren, 'in Lehm geformten Abstraktionen des Schmerzes', einen Hauch von Individualität.

    Die Ausstellung ist bis zum 6. Mai im Kreuzherrnsaal zu sehen; Dienstag bis Sonntag 14 bis 17 Uhr, samstags zusätzlich 10 bis 12.30 Uhr.

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