Lindau/Westallgäu | eka | Zwei junge Schreinerinnen und vier junge Schreiner stellen noch bis zum Freitag im Foyer der Lindauer Sparkasse in der Bregenzer Straße ihre Gesellenstücke aus. Die Ausstellungseröffnung fand mit viel Prominenz und Urkundenverleihung an die Junghandwerker statt.
In drei Jahren, davon zunächst ein Jahr Schule und anschließend zwei Jahre Ausbildung im Betrieb, in der Berufschule und durch Lehrgänge, kann das Schreinerhandwerk erlernt werden. Die Ausbildung schließt mit einer schriftlichen Prüfung und einer praktischen Prüfung ab. Ein Teil der praktischen Prüfung besteht nach alter Tradition in der Fertigung eines Gesellenstückes. Stolz präsentieren die erfolgreichen Prüfungsabsolventen nun der Öffentlichkeit in der Lindauer Sparkasse ihre ganz persönlichen Gesellenstücke.
Die junge Röthenbacherin Rosa Burgey fertigte eine Tischkonsole aus Zwetschgenholz. Sie war nicht nur von 39 Prüflingen aus dem Kreis Lindau und dem Oberallgäu die Innungsbeste, sondern erhielt zusätzlich den Formpreis. Rosa Burgey lernte bei der Schreinerei Kuhn in Weiler.
Besonders interessierte die Gäste an ihrem vielseitig verwendbaren Werkstück, wie sich das Geheimfach öffnen lässt.
Mit einem Telefonmöbel aus indischem Apfelbaum stellt sich Kim Svenja Kähler aus Weißensberg vor. Für die gelungene Form empfing auch sie eine Belobigung. Mit ihr freute sich ihr Ausbildungsbetrieb Fritsche aus Lindau.
Der Bodolzer Max Maischberger lernte sein Handwerk in der Nonnenhorner Schreinerei Hirlinger. Aus Ahorn und Mooreiche gelang ihm ein ansehnliches Nachtkästchen.
Ein Telefonschränkchen aus Eiche und Esche mit Sitzgelegenheit für lange Telefonate ließ sich der junge Röthenbacher Bernhard Weishaupt einfallen. Besonders gefielen hier die vom jungen Schreiner eingearbeiteten Intarsien. Weishaupt verbrachte seine Lehrzeit bei der nahen Schreinerei Nussmann in Gestratz.
Wie hübsch amerikanischer Kirschbaum zur Geltung kommen kann, zeigt die offene Vitrine des Lindenbergers Jens Gerhardt, der in der Lindauer Schreinerei Ratzinger sein Wissen erwarb.
Die kleine, aber feine Ausstellungsrunde schließt mit einem Spirituosenschrank aus Rüster (Ulme) von Christoph Brückner aus Hergensweiler, der in der Grünenbacher Schreinerei Dopfer über Lehrbüchern und Hölzern brütete.
Nach dem Willkommensgruß des Sparkassenvertreters Rainer Hartmann wies Schreiner-Innungsobermeister Robert Ratzinger darauf hin, dass Holz ein nachwachsendes Material ist. Die Kundschaft und das Schreinerhandwerk legten heute Wert darauf, dass das Werkstück Holz ökologisch sei, eine lange Lebensdauer besitze und von hoher Qualität ist.
Der Schreinerberuf, so Landrat Elmar Stegmann, besitze eine hohe Kreativität und man könne sich in ihn noch selbst einbringen.
Landtagsabgeordneter Eberhard Rotter wies darauf hin, dass vom Schreiner gefertigte individuelle Möbel mitunter nicht mehr kosten als "Möbel von der Stange".
Kreishandwerksmeister Uli Kaiser fragte, ob etwa Banken und Krankenkassen im Inneren in jeder Stadt gleich aussehen müssten. Mit Aufträgen an die jeweils heimischen Innungsbetriebe wär eine größere Formenvielfalt gewährleistet und außerdem den Betrieben geholfen. Kaiser stellte mit Blick in die Zukunft besorgt fest: "Die Hauptschule ist tot." Die Hauptschule "ist nicht schlecht, aber sie verschwindet, weil ihr Ruf so schlecht ist". Kaiser mahnte, mangels Masse werde die Hauptschule "wegbrechen, und da müssen wir vorher etwas unternehmen".