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Romantiker und Realist - ein Spagat

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Romantiker und Realist - ein Spagat

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    Von Karin Hehl, Buchloe/Waalhaupten - Seit seinem 18. Lebensjahr beschäftigt sich der gebürtige Buchloer Wilfried Edelmann mit der Fotografie. In Fachkreisen ist der 39-jährige Autodidakt inzwischen als renommierter Künstler mit der Kamera anerkannt. In zahlreichen Ausstellungen zeigte er sein Werk immer wieder der Öffentlichkeit. Ständig begleitet ihn dabei ein Motto: Er will den Betrachtern 'das Bild hinter den Bildern zeigen'. Derzeit arbeitet er an einem neuen Projekt: 'Gute Orte'. Dazu gehört laut Edelmann auch der Platz rund um die Bergkirche St. Michael in Waalhaupten. Edelmann ist verheiratet und lebt mittlerweile in Untermeitingen. Als autodidaktischer Fotograf, der als Sachbearbeiter im Qualitätswesen sein Geld verdient, wurden Sie in die Deutsche Gesellschaft für Photographie berufen und sind Mitglied der Royal Photographic Society of Great Britain. Ruhm und Ehr', die nur wenigen zuteil werden. Wie kamen Sie zur Fotografie, welche Projekte können Sie bislang vorweisen? Edelmann: Mit einer geliehenen Agfa-Kamera meines Onkels hat alles begonnen. Dass ich dann bei einem Wettbewerb der Buchloer Volkshochschule auf Anhieb gleich fünf Preise gewann, hat mich darin bestätigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Seit 1980 stelle ich regelmäßig aus, zuletzt das Projekt 'Memento Mori - über den Tod hinaus' im Schwäbischen Volkskundemuseum in Oberschönenfeld. 'Memento Mori' zeigt Bilder eines aufgegebenen Friedhofs in Memmingen. Zudem habe ich für den Bezirk Schwaben eine Dokumentation über 'Jüdische Friedhöfe in Bayerisch-Schwaben' erarbeitet. Eine weitere Ausstellung befasst sich - ganz banal nem Bach und heißt 'Die Singold - Liebeserklärung an einen Wiesenbach'. Es ist eine Dokumentation der Bachlandschaft im Lauf der Jahreszeiten. Was ist Ihnen beim Fotografieren wichtig, wie finden Sie Ihre Motive? Edelmann: Meine Motive finde ich eigentlich immer in der nahen Umgebung. Ich brauche nicht weit weg zu gehen. Dabei versuche ich immer, eine ganz normale Sichtweise darzustellen: Ein Baum ist ein Baum, ein Stein ist ein Stein. Ich nähere mich dem Objekt sehr langsam und gehe dabei mit dem Begriff 'Zeit' sehr bewusst um. Dadurch wurde ich ein 'fotografischer Einzelgänger'.

    Beim Fotografieren suche ich die Einsamkeit, die Versenkung. Dann sieht man die Dinge plötzlich ganz anders und entdeckt so nach und nach das Bild hinter dem Bild. Ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich das sehen kann und darf. Was steckt hinter 'Gute Orte'? Edelmann: Mit einer Linhof Technorama-Kamera versuche ich, bestimmte Orte im Panoramaformat 6x17 wiederzugeben. Gerade mit diesem Format kann man richtige Geschichten erzählen. Dem Betrachter soll das Bild vorkommen wie ein Film. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Motive, um Orte in meiner Heimat, zu denen ich mich immer wieder hingezogen fühle; wo man fühlt: Da ist irgend etwas - doch man kann es nicht beschreiben. In Waalhaupten bei der Bergkirche etwa ist es der weite Blick ins Land hinein und der dichte Laubwald mit seinem Blätterdach, das mich schon als Kind so fasziniert hat. Es weckt in mir ein Gefühl der Geborgenheit. Klingt nicht unbedingt nach Massenware, was Sie so fotografieren und ausstellen. Wie schwer ist es für Sie, Ausstellungsräume zu finden und Ihr Werk zu präsentieren? Edelmann: Das ist oft ein sehr, sehr steiniger Weg. Man muss halt immer wieder auf die Leute zugehen, muss stets rührig sein. Ich habe bislang häufig Glück gehabt und zum rechten Zeitpunkt den richtigen Menschen getroffen. Das hat mir so manche Türe geöffnet. Wichtig bei der Präsentation ist eine hohe Qualität und eine absolute Professionalität. Das geht natürlich ins Geld. 3000, 3500 Euro pro Ausstellung für Spezialvergrößerungen und die entsprechende Rahmung kommen da schnell zusammen. Das liebe Geld. Von Ihrer Kunst können Sie noch nicht leben. Im Gegenteil: Um das aufwändige Hobby zu finanzieren, müssen Sie einem 'ganz normalen' Beruf nachgehen. Wie lässt sich beides vereinbaren? Edelmann: Es gefällt mir schon, mich auf beiden Ebenen, auf der der Fotografie und auf der des Qualitätssicherers, zu bewegen. Einen Gegenpol zu haben, ist nicht so schlecht. Kreativität ist in beiden Bereichen gefragt. Ehrlich: Man müsste sich am besten teilen können. So schlage ich halt täglich den Spagat zwischen dem Romantiker einerseits und dem Realist andererseits.

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