Gerhard Bucher zum Stellvertreter gewählt Kaufbeuren (hzm). Oberstudiendirektor Rolf-Dieter Pohl (50) ist neuer Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes Kaufbeuren. Der Leiter des Marien-Gymnasiums wurde mit 51 von 60 abgegebenen Stimmen zum Nachfolger des aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Gerhard Funke gewählt. Neuer stellvertretender Vorsitzender ist Bürgermeister Gerhard Bucher anstelle von Karl-Georg Bauernfeind, der auf diesen Posten verzichtete.
Der Architekt Bauernfeind war nach Funkes Rücktritt Mitte März von den beiden anderen Stellvertretern Dr. Erika Rössler und Christoph Stracke zum Vorstandssprecher bestimmt worden. Die zeitweilig erwogene Absicht, ohne Vorstandsempfehlung in die Ortshauptversammlung am Dienstagabend im Hotel 'Am Kamin' zu gehen,wurde im Verlauf der innerparteilichen Gespräche aufgegeben. Bauernfeind fragte kurz vor Ostern erstmals bei Pohl an, der nach Bedenkzeit und mehreren Gesprächen, neben anderen auch mit Bucher, erst vor einigen Tagen seine Zusage zur Kandidatur gab.
Bauernfeind stellte Pohl den 60 stimmberechtigten Mitgliedern als einen Mann vor, der neben Bürgermeister Gerhard Bucher und Fraktionssprecher Werner Seibt 'einen weiteren Kreis der Bevölkerung abdeckt und schließt'. Sein Ziel als zeitweiliger Vorstandssprecher sei es gewesen, 'ein Modell zu entwickeln, das die Kräfte bündelt und der CSU wieder die frühere Kraft als Mitte des bürgerlichen Lagers gibt'.
Pohl, der 1995 die Leitung des Marien-Gymnasiums übernommen hatte, sagte in seiner Vorstellung, die CSU habe in Kaufbeuren ihr politisches Potenzial nicht ausgeschöpft. Im Hinblick auf die Stadtratswahl 2002 gelte es, 'Ideen, die beim Bürger ankommen, gezielt anzusprechen und zu verwirklichen'. Er sei sehr zuversichtlich, dass sich das Vorstandsteam auch menschlich verstehen werde.
Mitglied seit 1996
Pohl hatte als junger Gymnasiallehrer mit der Fächerkombination Russisch und Latein landesweit Aufsehen erregt, als er in Ingolstadt in den achtziger Jahren die erste Schulpartnerschaft mit einer Moskauer Schule einfädelte. Wegen seiner guten Kontakte in Moskau wurde er nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1991 von der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung für die Aufgabe, in Moskau ein Büro auszubauen, angeworben. Nach seiner Moskauer Zeit und vor dem Wechsel nach Kaufbeuren war Pohl Referent in der bayerischen Staatskanzlei. In die Partei ist er 1996 eingetreten. Der Entschluss, sich jetzt in der Parteiarbeit zu engagieren, wurde ihm nach seinen Worten auch dadurch erleichtert, dass die Arbeit in zwei schulpolitischen Kommissionen in München, denen er angehörte, ausläuft.
Bucher zeigte sich vor den Wahlen, die der Bundestagsabgeordnete Kurt Rossmanith leitete, überzeugt, dass die 'neue Mischung der Politik der CSU sehr förderlich sein wird'. Seibt teilte mit, dass er in der Fraktion jedes einzelne Mitglied zu Pohl befragt und jedes zugestimmt habe.
Bucher, der ebenso wie Bauernfeind den wegen Krankheit verhinderten Funke für seine Leistungen als Vorsitzender seit 1993 dankte, erhielt 52 von 60 abgegebenen Stimmen. Damit Bauernfeind weiterhin in der Vorstandschaft sein kann, verzichtete Erwin Ettl auf sein Beisitzeramt. Zu diesem Wahlgang wurde Renate Fischer als weitere Kandidatin vorgeschlagen. Sie erhielt 20 Stimmen, Bauernfeind 39. Ohne Diskussion beschloss die Versammlung eine Erhöhung des monatlichen Beitrags um eine Mark. Die Schulden des Ortsverbandes wurden laut Schatzmeister Rupert Mößmer 1999 von 63 000 Mark auf 28 000 Mark abgebaut.
Da aus Zeitmangel nicht alle Mandatsträger und Arbeitskreisvorsitzenden ihre Berichte abgeben konnten, einigte sich die Versammlung nach drei Stunden darauf, dies in einem eigenen 'CSU-Abend' nachzuholen.