Kempten/Oberallgäu (bec). Edgar Rölz machte es gestern ganz offiziell. Bei einer Feier zu seiner Verabschiedung sagte der ehemalige Leiter der Außenstelle Kempten-Oberallgäu des Weißen Rings nicht nur mit Worten ade, sondern ließ auch Taten folgen. Er übergab an den Landesbeauftragten Bayern-Süd, Franz Pabst, gleich seine Visitenkarten, den Dienstausweis, den Stempel sowie die Briefbögen mit seinem Namen. 15 Jahre war Rölz als Außenstellenleiter beim Weißen Ring tätig. Ich gehe mit ein bisschen Wehmut, aber auch mit großer Erleichterung, betonte er.
Wie viele Stunden er in den 15 Jahren auf sein Ehrenamt verwendet habe, kann Edgar Rölz nicht mehr sagen: Eigentlich war ich rund um die Uhr verfügbar. Wer zu mir kam, wurde nicht abgewiesen. Mehrere hundert Opferfälle, schätzt der 63-Jährige, seien während seiner Amtszeit durch seine Hände gegangen. Rölz Arbeit bestand darin, die Fälle zu prüfen und den Opfern psychologische Hilfe oder einen Rechtsbeistand zu vermitteln. Wir zeigen den Menschen nur die Wege auf. Gehen müssen sie sie selbst, betont Rölz. Gerade wenn es um Psychologisches gehe, komme es vor allem auf den tatsächlichen Willen der Opfer an, sich helfen zu lassen. Wie Rölz in den vergangenen Jahren beobachtet hat, werde die Gewalt, mit der seine Organisation etwa 30-mal jährlich zu tun habe, immer brutaler: Wo sich früher zwei verkloppt haben, ist jetzt gleich ein Messer mit im Spiel. Deshalb sei es auch für die Mitarbeiter des Weißen Rings oft nicht leicht, die Fälle zu verarbeiten. Aus Fachkreisen heißt es, man darf das Ganze nicht an die Seele ranlassen. Aber manchmal kommt eben doch was durch, beschreibt der 63-jährige ehemalige Polizist die Belastungen. Von ihren Männern geprügelte Ehefrauen, vergewaltigte Mädchen, junge Männer, die nach einer Disco-Prügelei ein Messer im Bauch hatten in den 15 Jahren hat Rölz viele schlimme Fälle erlebt. Auch solche, für die er und der Weiße Ring eigentlich gar nicht zuständig gewesen wären. So habe ihn beispielsweise eines Abends eine junge Frau mit Drogenproblemen angerufen. Sie hatte gerade Heroin gespritzt und wollte sich anschließend den goldenen Schuss setzen. Rölz: Sie sagte, sie wolle dabei nicht alleine sein. Wie soll man auf so etwas reagieren? Fast zwei Stunden lang habe er dann auf die junge Frau eingeredet. Heute, so Rölz, nehme sie keine Drogen mehr und wenn man das dann hört, bekommt man wieder Auftrieb. Viel Lob für seinen Einsatz erntete Rölz von Bürgermeister Josef Mayr, Franz Pabst, Polizeidirektor Werner Mutzel und dem Leiter des Versorgungsamts Augsburg, Dr. Armin Hörz. Sie alle betonten, wie wichtig der Opferschutz sei und dass die Betreuung von Kriminalitätsopfern nicht vernachlässigt werden dürfe. Rölz habe dafür viel getan. Pionierarbeit geleistet Die Nachfolge des 63-Jährigen übernimmt ab sofort Birgit Meßmang. Die 44-Jährige leitet das Sekretariat des Bundestagsabgeordneten Dr. Gerd Müller und will die ehrenamtliche Arbeit von Rölz mit viel Engagement fortführen. Edgar Rölz hat auf dem Gebiet der Opferhilfe Pionierarbeit geleistet, lobte sie ihren Vorgänger. Birgit Meßmang wolle sich nun weiter bemühen, darauf aufzubauen. Denn um Menschen zu helfen, muss man die Menschen lieben, meinte Meßmang, die mit der Verabschiedung von Rölz gleichzeitig ins Amt eingeführt wurde. Jetzt hofft sie, dass sich der ehemalige Außenstellenleiter weiter für den Weißen Ring engagieren und ihr anfangs mit Rat zur Seite stehen werde. Rölz versprachs. Denn, gab er zu, vom Weißen Ring komme er so ohne Weiteres nicht los. Meßmang hofft auch, besonders im südlichen Oberallgäu mehr ehrenamtliche Mitarbeiter gewinnen zu können, Kontakt-Telefon (0831) 5659932.