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Robert Curry aus Boston liebte Oberstdorf - Bilder wirken lebendig, frisch und sonnig

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Robert Curry aus Boston liebte Oberstdorf - Bilder wirken lebendig, frisch und sonnig

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    Vom Hunde- zum Schneemaler Von Gunther le Maire Oberstdorf Ein echter Oberstdorfer war Robert Franz Curry nicht, aber einer, der acht Jahre lang in Oberstdorf lebte, weil ihm die Landschaft und die Leute so gefielen. Curry, am 2. November 1872 in Boston geboren, war der Sohn eines reichen amerikanischen Wollhändlers und späteren Inhabers eines Stahlbauunternehmens und einer Erzgießerei. Seine Mutter, eine Pianistin, hatte in Leipzig studiert.

    Robert F. Currys Sinn stand zunächst nicht nach der Kunst. Er studierte an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) und wurde Studentenweltmeister im Stabhochsprung. Dann ging er nach England, studierte ab 1890 Architektur in Stuttgart und schließlich ab 1891 Malerei in München bei der privaten Malschule von Heinrich Knirr und an der Akademie bei den Professoren Karl von Marr (beide Mitglieder der 1892 als Opposition gegen Lenbach gegründeten Münchner Sezession), Sándor Liezen-Mayer und Ludwig von Löfftz. Nebenbei kümmerte er sich um den Bau der ersten Tennisplätze in München. 1895 heiratete er Elisabeth von Wahl, die Tochter eines russisch-baltischen Bildhauers. Der Sohn Frederic (Eric), später ebenfalls ein guter Maler, wurde 1903 geboren. Seinen Wohnsitz hatte R. Curry bis 1906 in München, danach in einem Landhaus in Grafrath.

    1930, als 58-jähriger, zog er mit seiner Familie in die Blumengasse in Oberstdorf, das er erstmals 1905 besucht hatte und lebte dort bis 1938. Er, sein Sohn und seine Frau fielen auf mit weit geschnittenen, karierten Knickerbocker statt Bundhosen.

    Curry war ein klassischer plein-air-Maler und ließ sich auch von Minustemperaturen nicht abbringen, seine Landschaften im Freien zu malen. Er war ein begeisterter Angler, Jäger und Tennisspieler. In Oberstdorf lernte er Fritz C. Rosen kennen, den er 'entdeckte', nachhaltig beeinflusste und mit dem er häufig gemeinsam ausstellte. 1935 eröffneten Vater Robert und Sohn Eric im Landhaus Almrausch neben ihrem Atelier eine ständige Ausstellung ihrer eigenen Arbeiten, fügten aber auch Arbeiten anderer Künstler hinzu. 1938 zogen beide nach München und 1944 in eine Jugendstilvilla in Riederau am Ammersee, die Robert Currys Vater als Replik des Familiensitzes auf Cap Code, Massachusetts, hatte bauen lassen. Dort starb Robert 1955, er ist in Dießen begraben.

    Zunächst war er Spezialist für Hundeporträts. Seinen ersten Kunstpreis - die große silberne Medaille - erhielt er 1898 für ein Bild 'Vom Tode gerettet', in dem Bernhardiner im Schnee Verschüttete aufspüren. Die Stadt Basel kaufte es an. Curry mochte die Bernhardiner, war 'Kynologe' und führte diese Rasse in Amerika ein. Als Porträtist hatte er einen guten Ruf und malte etwa den Großindustriellen Knorr. Später wurden angenehme, atmosphärisch gut gemalte Landschaften sein Schwerpunkt, oft Schneelandschaften im Gebirge, weshalb er der 'Schneemaler' genannt wurde. Aber er hat auch sehr souverän zum Beispiel Schiffe im Rheinhafen in Mannheim gemalt. Seine perfekten Bilder sind dem Realismus und dem Spätimpressionismus zuzuordnen, eine bis heute kultiviert gepflegte Malart, die entgegen ihrer tatsächlichen Bedeutung bei Künstlern und Publikum von den Kunsthistorikern weitgehend übersehen und zu Unrecht abgewertet wird. Currys Landschaften sind ausgewogen aufgebaute Bilder, einfühlsam in den Farben, lebendig, frisch und sonnig und in der Maltechnik sehr gekonnt und ausgereift.

    Curry stellte im Münchner Kunstverein aus, im Glaspalast, in den Kunstvereinen Augsburg, Nürnberg und Mannheim, in Chur, in Frankreich und in den USA. Seine Gemälde sind über ganz Europa verstreut. Curry war sein Leben lang finanziell unabhängig. Er war oft in der Schweiz, in Luzern und Montreux - zu Besuch bei seinen Bankdepots. Oberstdorf widmete ihm eine 2005 eine von Wilhelm Geierstanger zusammengetragene Ausstellung in der Jauss-Villa.

    Sein Sohn Eric, geboren am 26. Februar 1903 in München, studierte zunächst sechs Semester Kunstgeschichte, dann wurde er Meisterschüler von Marr. Seine Spezialität waren Portrait und Akt. Ihm gelangen entzückende Kinderköpfe in Rötel, Pastell oder Aquarell. Aber er bewältigte auch großformatige Themen wie zum Beispiel in seiner Arbeit 'Die Letzten' von 1936, in der er Untergang, Verzweiflung und Auflehnung gegen das Schicksal schildert. Eric Curry lebte von 1944 bis zu seinem Tode am 2. Februar 1971 in Riederau.

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