In Maierhöfen (Westallgäu) gibt es heuer keine Viehscheid-Veranstaltung. Stattdessen gibt es ein "Alpsommer- und Heimatfest". Hintergrund dafür ist allerdings nicht nur der coronabedingte Ausfall der Veranstaltung in den letzten zwei Jahren. Wie Thomas Holzer vom Viehscheidverein Maierhöfen jetzt gegenüber all-in.de bestätigt, waren es vor allem jahrelange Hassbotschaften von Tierschützern, in denen den Landwirten unter anderem wegen des angeblich gefährlichen Auf- und Abstiegs schwere Vorwürfe gemacht werden, unter anderem Tierquälerei. Hassbotschaften wie diese: Ein zermürbender Prozess, der mit dafür gesorgt habe, dass die traditionelle Viehscheid-Veranstaltung jetzt ersetzt wird. Und: Dass die Älpler mit ihren Rindern nicht mehr ins Tal laufen.
Seit 1987 mit dem LKW auf die Weide und jetzt auch wieder zurück
Seit 1987 schon werden die Tiere mit dem LKW die rund 30 Kilometer bis zur Talstation Hochgrat gefahren, den kurzen Rest des Weges gehen die Älpler mit ihren Rindern zu Fuß. Seit der coronabedingten Absage der Viehscheid-Veranstaltung im Jahr 2020 werden die Rinder am Ende des Alpsommers im Herbst auch wieder mit dem LKW ins Tal gefahren, organisiert von der Weidegenossenschaft Maierhöfen. Die Kosten dafür liegen laut Herbert Mader (52) von der Weidegenossenschaft zwischen 8.000 und 10.000 Euro.
Wie gefährlich ist der Weg?
Tierschützer sehen den Weg der Rinder auf die Weide und wieder zurück ins Tal kritisch. Auch ein Sprecher der LMU Klinik für Wiederkäuer sagte gegenüber der BILD: "Es passiert ab und an, dass Kühe beim Weg ins Tal hinfallen, sich ein Bein brechen. Auch Teerstraßen sind für die Gelenke des Viehs nicht optimal. Es ist eine ruppige Tradition." Herbert Mader hat selbst viele Jahre Erfahrung als Älpler auf der Weide. Er widerspricht dieser Einschätzung.
Rinder sind "das Laufen gewohnt"
In all den Jahren habe sich auf dem Weg rauf oder runter "noch nie ein Rind ein Bein gebrochen", sagt er gegenüberall-in.de. Den ganzen Sommer über würden die Rinder auf der Alp verbringen, da seien sie "sowieso das Laufen gewohnt, die sind konditionell top beinander", so Mader. Schwächere oder kleinere Rinder würden gar nicht mitlaufen, die habe man schon immer vorher oder nachher mit dem Vieh-Anhänger geholt. Auch die 30 Kilometer Weg seien nichts besonderes: "Wenn Sie nur mal nach Österreich schauen, da gibt es ein Gebiet, da laufen die sogar zwei Tage, bis sie an dem Ort sind, wo sie hingehören. Die laufen die doppelte Strecke. Da kräht kein Hahn danach, und bei uns macht man so ein Aufhebens darum." Trotzdem hat man sich jetzt eben entschieden, die Rinder mit dem LKW ins Tal zu bringen.
2022: Alpsommer- und Heimatfest statt Viehscheid
Einen angenehmen Nebeneffekt hat das Ganze: Die Unabhängigkeit von einem festen Datum, wann die Rinder wieder ins Tal kommen. Das sei zumindest für die Älpler ein Vorteil, so Holzer. Das "Alpsommer- und Heimatfest", das heuer vom 09. bis 11. September in Maierhöfen stattfindet, soll die mittlerweile 50-jährige Tradition des Viehscheids unter neuem Namen am Leben erhalten.
Bilder vom Viehscheid in Maierhöfen 2019