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Rentner bauen für Buben Alphörner

Bad Hindelang-Hinterstein

Rentner bauen für Buben Alphörner

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    Rentner bauen für Buben Alphörner
    Rentner bauen für Buben Alphörner Foto: nicole knill

    "Es war eine riesige Freude für mich", sagt Elmar Sturm, als er die fertigen Alphörner an den Musikanten-Nachwuchs übergibt. Der 71-jährige Sonthofer baute zusammen mit Günther Gerhard aus Bad Hindelang ehrenamtlich drei neue Instrumente. In der Werkstatt von Schreiner Herbert Wechs werkelten die beiden Rentner unter fachkundiger Anleitung. Wechs ist einer von zwei Alphornbaumeistern im Allgäu. Sein Enkel Jonas Wechs will gemeinsam mit seinen Freunden Tobias Stockinger (beide Hinterstein) und Benedikt Berktold (Bad Hindelang) die Kunst lernen, auf dem einstigen Hirteninstrument zu spielen.

    Die Initiative kam vom Förderverein Sing- und Volksmusikschule in Bad Hindelang. Hans Weiss und Christoph Heim, der ehemalige und der aktuelle Vorsitzende des Vereins, suchten und fanden gemeinsam eine Lösung für die drohende Überalterung der Bläsergruppen in der Region. "Alphörner gehören zur Kultur des Ostrachtals, und die wollen wir erhalten", sagt Heim, der die ersten drei Buben für den Unterricht "handverlesen" hat.

    Den jungen Musikanten wird vom Förderverein quasi der rote Teppich ausgerollt. Um die Tradition am Leben zu erhalten, werden die Materialkosten der Hörner vollständig übernommen.

    Und die dem Verein angegliederte Kulturstiftung finanziert den Unterricht in der Musikschule Berktold im Rahmen der musikalischen Früherziehung, die sich der Förderverein auf die Fahnen geschrieben hat. "Wir wollen den Stein ins Rollen bringen und auch weitere junge Leute für das Instrument interessieren", ergänzt der 43-jährige Hindelanger.

    Die Buben selbst strahlen bei der Übergabe der Alphörner und freuen sich schon, dem Blasinstrument die ersten Melodien zu entlocken. Selbstbewusst tönt Tobias: "Klar krieg ich da einen Ton raus." Der 17-Jährige wurde von seinem Freund Jonas Wechs überzeugt, den Hintersteiner Nachwuchs zu begründen. Beide sind schon bei den Schuhplattlern aktiv und träumen von ihrer ersten Alphornmusik in Tracht.

    Der 16-jährige Jonas durfte beim Bau seinem Großvater und den beiden Ruheständlern über die Schulter schauen und hat großen Respekt für das Handwerk: "Der Becher ist die größte Hürde. Da muss man genau aufpassen, dass alles passt." Später will er sich die Fertigkeit von seinem Vater Stefan Wechs, der auch Alphörner baut, beibringen lassen und eine Familientradition in Hinterstein fortführen.

    Handwerkliche Herausforderung

    Vom Holz kann Elmar Sturm jetzt schon nicht mehr die Finger lassen. Er hat etwa 30 Stunden in die Hörner für die Buben investiert. Von Beruf Schlosser hatte er nur wenig Mühe, sich auf den Rohstoff Holz umzustellen. "Das exakte Hobeln hat mich handwerklich am meisten herausgefordert", erzählt er. Außerdem überraschten ihn verschiedene Arbeitsschritte: "Ich wusste nicht, dass Alphörner aus zwei Hälften zusammengeleimt werden."

    Gerne habe er seine freie Zeit für die Jugend investiert und kündigte an: "Wenn das Projekt fortgeführt wird, will ich wieder Alphörner bauen." Laut Christoph Heim werde der Förderverein die nötigen Mittel zur Verfügung stellen, falls sich weitere interessierte Jugendliche im Ostrachtal finden.

    Herbert Wechs indes, der "alte Hase", macht die Instrumente mittlerweile seit über 50 Jahren und kennt alle Tricks und Kniffe. Muss er auch, denn "wenn eine Kleinigkeit nicht passt, kommt kein Laut aus dem Becher."

    1958 hat er drei Hörner aus der Schweiz mitgebracht und so lange herumgebastelt, bis er eines nachgebaut hatte. "Der Holzausschuss war riesig, aber dann war ich stolz.

    " Seit 15 Jahren spielt er selbst das "Urinstrument" in der Blasmusik und freut sich mit der Jugendinitiative auf eine rosige Zukunft.

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