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Reiner Metzger über kommunale Musikschule Oberstdorf

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Reiner Metzger über kommunale Musikschule Oberstdorf

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    Reiner Metzger über kommunale Musikschule Oberstdorf
    Reiner Metzger über kommunale Musikschule Oberstdorf

    Zukunfts-Investition Oberstdorf (vb). Die Musikschule Oberstdorf ist nach wie vor kommunal. Während sich die Oberallgäuer 'Nachbarn' zu einem Verein zusammengeschlossen haben, war die damalige Vorsicht, sich zu privatisieren, durchaus angebracht, meint Reiner Metzger, Leiter der Musikschule Oberstdorf. 'Wir hätten einen finanziellen Rückschritt gemacht', sagt Metzger. Aber noch wichtiger - jedoch nicht selbstverständlich - ist ihm, 'dass es bei dieser Diskussion nicht ausschließlich um den finanziellen Aspekt geht'.

    Allerdings gehört die Musikschule Oberstdorf laut Metzger zu den wirtschaftlichsten Schulen Deutschlands. 'Wir erleben eine große Nachfrage von Seiten der Schüler, die wir aber an unsere Gebäude-Situation anpassen. Wir müssen unsere Schülerzahlen halten, also nicht vergrößern, sonst stoßen wir an unsere Grenzen', sagt der Leiter der südlichsten Musikschule Bayerns. Kaum ein Fest der Einheimischen oder eine Veranstaltung des Ferienortes geht ohne Auftritt einer Gruppe der Musikschule vonstatten. 'Wir veranstalten nicht nur überproportional viele Konzerte, sondern treten mit unseren Gruppen bei zahlreichen Großveranstaltungen auf.'

    Doch niveauvolle Musik kann nur gelingen, wenn pädagogische Fachkräfte vor Ort sind. 'Von nichts kommt nichts.' Und deshalb freut sich Metzger über die erstklassigen Musiker, die in Oberstdorf unterrichten. 'Wenn Kinder ein Musikinstrument erlernen wollen, sind sie auf gut ausgebildete Lehrer angewiesen. Sonst besteht Gefahr, dass ein irreparabler Schaden angerichtet wird', warnt Metzger. 'Top-Leute nur auf Honorarbasis zu halten, wäre jedoch schwer.' Finden sie keine fairen Konditionen vor, wandern sie verständlicherweise ab. Reiner Metzger ist es daher ein Anliegen, dass seine Lehrer in Oberstdorf einen loyalen Arbeitgeber haben, dem sie vertrauen. 'Dann kann ich erstklassige Lehrer auch halten.'

    'Über den Tellerrand schauen'

    Mit guten Lehrern und ihren jeweiligen Spezialgebieten entsteht die Vielfalt. 'Vom Alphorn bis zum Cello sollte alles unterrichtet werden. Wir müssen unser musikalisches und instrumentales Spektrum erhalten', so der Musikschulleiter. 'Mit Blaskapellen, auch wenn die hervorragend spielen, wäre nur ein Bereich abgedeckt.'

    Sich selbst nur auf die Schulter klopfen, bringe auf lange Sicht keinen Fortschritt. So sieht Reiner Metzger als Leiter der Musikschule seine Pflicht darin, die Vielfalt kontinuierlich auszubauen: 'Wir wollen auch weiterhin über den Tellerrand schauen.' So sei es höchst erfreulich, dass die Oberstdorfer mit dem Komponisten Hans-Jürgen Gerung einen Lehrer haben, der zeitgenössische Musik fördert. 'Vielerorts werden in diesem Bereich leider keine Versuche unternommen. Lieber blendet man Zeitgenössisches aus und beschränkt sich auf Leichtverdauliches', sagt Metzger. Doch auch wenn diese Konzerte nur ein kleines Publikum ansprechen, gehört die zeitgenössische Musik schlichtweg dazu.

    Mit totalem Unverständnis reagiert der Musikschulleiter aus Oberstdorf auf die Haltung vieler Politiker in unserem Land. 'Ein Wunschdenken vieler ist Kultur zum Nulltarif.' Während es in Deutschland meistens um Abstriche geht, verhalte es sich in den Nachbarländern anders. 'Die Österreicher und Schweizer sehen nicht nur die Defizite, sondern verstehen ihre Unterstützung als gute Investition in die Jugend und somit in die Zukunft', sagt Metzger mit Blick auf 'die ewige finanzielle Diskussion hierzulande'. Mit den hohen Subventionen gelingt es den Österreichern und Schweizern außerdem, die Gebühren niedrig zu halten und die Musikschulen für jeden zugänglich zu machen.

    So warnt Reiner Metzger davor, dass das Erlernen eines Instruments und die Förderung eines begabten Kindes in Deutschland immer mehr vom Einkommen der Eltern abhängig werden könnte.

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