Nachdem über das Wochenende weitere Corona-Fälle in Kempten und im Oberallgäu aufgetreten sind, laufen seit Dienstag nun die Reihentestungen in einer Kemptener Einrichtung für Behinderte. Nach Angaben des Landratsamtes Oberallgäu werden rund 1.000 Menschen getestet, weil sie als mögliche Kontaktpersonen der sieben positiv Getesteten in Frage kommen. Das betreffe neben den Angehörigen auch das Betreuungspersonal verschiedener Standorte, Busfahrer und Reinigungspersonal. Die Anzahl der möglichen Kontaktpersonen sei deshalb so hoch, weil zum Beispiel gemeinsame Busfahrten von behinderten Menschen verschiedener Wohnstandorte zu verschiedenen Arbeitsstandorten stattfanden. Eine Differenzierung als "Kontaktperson 1" sei aufgrund der "Durchmischung" nicht mehr möglich, weshalb sich alle potentiellen Kontaktpersonen einem Test unterziehen müssen. Das ist laut Landratsamt notwendig, "um gegebenenfalls erkannte Infektionsketten schnellstmöglich zu unterbrechen."
Bisher ein weiteres positives Ergebnis
Mit Stand von Mittwoch, 29. Juli meldet das Landratsamt bislang nur ein weiteres positives Ergebnis. Weitere Tests laufen aber noch bis Freitag, 31. Juli. "Daher ist mit endgültigen Ergebnissen nicht vor nächster Woche zu rechnen", teilt die Behörde mit. Vier hausärztliche Praxen unterstützen das Gesundheitsamt bei den Tests. "Ich danke den niedergelassenen Ärzten aus dem Landkreis Oberallgäu und der Stadt Kempten, die unser Gesundheitsamt hier in vorbildlicher Weise unterstützen und ohne die eine mehrtägige Massentestung in dieser Dimension undenkbar wäre", erklärt die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller. Hintergrund der Reihentestungen sind insgesamt sieben Corona-Infektionen, die über das Wochenende in der Kempenter Behinderteneinrichtung aufgetreten sind. Betroffen waren fünf Bewohner und zwei Mitarbeitende.
Neue Corona-Fälle im Oberallgäu und in Kempten
Problem bei freiwilligen Corona-Tests
Probleme gebe es allerdings bei der freiwilligen Corona-Tests "für alle", so das Landratsamt weiter. Für die Testungen seien zwar die niedergelassenen Ärzte zuständig, sie sollen nach Rückmeldung von Betroffenen aber nur schleppend laufen. "Scheinbar ist dies keine Oberallgäuer Besonderheit, ich höre dieses Problem aus mehreren Regionen", meint die Landrätin. So müssten die testwilligen Personen teilweise mehrere Praxen abtelefonieren, um einen Test machen zu können. Außerdem sei oftmals die Nummer des ebenfalls zuständigen Bereitschaftsdienstes der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) nicht besetzt – besonders am Wochenende. Um über die KVB eine Verbesserung der Situation zu erreichen, hat sich Indra Baier-Müller nun an die Bayerische Gesundheitsministerin gewandt.
"Infektionsgeschehen kennt keine Gemeindegrenzen"
"Das Infektionsgeschehen kennt keine Gemeindegrenzen", heißt es in der Mitteilung des Landratsamtes. Der Landkreis Oberallgäu und die Stadt Kempten arbeiten demnach in enger Abstimmung zusammen. Das zeige sich auch in den wieder aufgenommenen täglichen Abstimmungs-Telefonkonferenzen. "Nun geht es darum, mittels umfangreicher Testungen die Dimension der Infektionen zu erfassen, gleichzeitig sich aber auch strategische Gedanken zur weiteren Eindämmung zu machen. Es zeigt sich: Corona ist nicht vorbei und mehr denn je gilt, wachsam zu bleiben und durch umsichtiges bzw. rücksichtsvolles Handeln aufeinander Acht zu geben", betont Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle.
Coronavirus im Oberallgäu: die aktuelle Lage