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Regen sorgt auf der Seebühne für Moll-Klang

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Regen sorgt auf der Seebühne für Moll-Klang

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    Bregenzer Festspiele: Umzug ins große Haus bedeutet 400 000 Mark Verlust ­ Überlegung einer Überdachung. Von Freddy Schissler Bregenz Die Sonne meint es an diesem Tag gut mit den Menschen in Bregenz. Wolkenloser Himmel und Temperaturen über der 25-Grad-Grenze. Im Strandbad bleibt kein Flecken frei.

    Der Sommer ist da. Wieder. Denn zwischenzeitlich hatte er Vorarlbergs Metropole die kalte Schulter gezeigt. Das ist für die Stadt am Bodensee besonders fatal. Finanzielle Löcher reißt der Regen ­ zum Beispiel ins Budget der Bregenzer Festspiele. Die verdanken ihre internationale Popularität vor allem den Produktionen auf der Seebühne. Die aktuelle entpuppt sich als Knüller schlechthin. Ein Maskenball von Guiseppe Verdi, gespielt im zweiten Jahr. Was das in Zahlen bedeutet?

    'Am Ende', rechnet Franz Salzmann, Kaufmännischer Direktor der Festspiele, hoch, 'werden über 300 000 Menschen diese Oper auf unserer Bühne gesehen haben.' Über 60 Prozent von ihnen kommen aus Deutschland ­ viele davon aus dem Allgäu.

    Salzmann legt freilich noch eine andere Rechnung auf den Tisch. Wenn das Wetter verrückt spielt, muss der Maskenball von der Seebühne (für 7000 Besucher) umziehen ins Festspielhaus (für 1650 Zuschauer). In Zahlen: Weniger Einnahmen von 400 000 Mark.

    Diesen Verlust mussten die Bregenzer bislang zweimal verkraften. Der Himmel hatte sich im Laufe des Tages verfinstert, die Wetterwarten in Zürich und Stuttgart schickten folgende Warnung los: Eine Regenfront aus Südwest kommt direkt auf euch zu.

    Kolossales Bühnenbild

    800 000 Mark teurer Regen. Franz Salzmann sitzt an diesem Tag mit seinem Gast im großen Konferenzzimmer mit Blick auf den See und das kolossale Bühnenbild des Maskenballs. Nein, den Eindruck, dass ihm dieser Regen an die Nieren geht, will er nicht aufkommen lassen. 'Das ist in unserem Budget von 35 Millionen Mark mit eingerechnet', sagt er. Seit 1982 kümmert er sich um die Festspiel-Finanzen und trotz Lockrufen aus Salzburg ist er in Bregenz geblieben.

    Weshalb? 'Na, schauen sie mal aus dem Fenster', antwortet er mit jener Gewissheit, dass der Blick auf den Bodensee und die riesige Seebühne jeden fesselt. Und dennoch muss er sich hier mit Problemen herumschlagen, die es in Salzburg nicht gibt. Eine Open-Air-Bühne versprüht Charme, gewiss. Aber sie hat auch ihre Tücken. Zum Beispiel den Regen. Zum Beispiel Temperaturen um die neun Grad Celsius, bei denen die Künstler heuer ihre Proben über die Bühne bringen mussten.

    Sollten noch zwei verregnete Aufführungen in dieser Spielzeit hinzukommen, hat Salzmann tatsächlich ein Problem. Dann kann der Blick vom Konferenzraum auf den Bodensee an einem Sonnentag wie diesem nicht für alles entschädigen. Dann summiert sich der Verlust an Eintrittsgeldern auf gut eineinhalb Millionen Mark. Dann werden die Löcher im Budget zu groß, das von 24 Millionen Mark Eigeneinnahmen ausgeht.

    Salzmann und seine Kollegen haben sich natürlich schon Gedanken gemacht, was zu tun ist, wenn die Regentage zunehmen. Wenn die zweistündige Aufführung unter freiem Himmel zur mittelschweren Gesundheitsprobe für die knapp 7000 Zuschauer wird. Und natürlich auch für die Künstler.

    Ein international renommierter Architekt habe ihnen bereits ein Projekt auf den Tisch gelegt, das sowohl die flexible Überdachung der Zuschauertribüne als auch der Bühne für die Künstler vorsieht.

    Und, Herr Salzmann? Wann folgt der erste Spatenstich? Der Direktor streckt den Zeigefinger durch zur Warnung. Nein, so einfach sei die Geschichte nun auch wieder nicht. Mit einer Überdachung raube man den Bregenzer Festpielen womöglich ihre einmalige Atmosphäre. Und so hat man sich mit dem Architekten erst einmal vertagt. Immerhin wäre die Überdachung eine Millionen-Investition. Der Rubel rollte schließlich auch bei kühleren Temperaturen. Und die Prominenz erschien noch nie so zahlreich in Vorarlbergs Hauptstadt. Stars und Sternchen und hochrangige Politiker: Die Jungs und Mädels von den Boulevard-Blättern hatten alle Hände voll zu tun. TV-Star Friedrich von Thun war da, die Kollegen Mark Keller, Heinrich Ferch und Max Tidof. Oder Konsalik-Tochter Dagmar.

    Der Maskenball in aller Munde. Und nochmals nennt Salzmann diese beeindruckende Zahl: In wenigen Tagen werden über 300 000 Menschen die Produktion gesehen haben. Trotz Regenfront, die gelegentlich aus dem Südwesten anzieht. i Der Maskenball ist noch am 18., 19. und 20. August zu sehen. Karten im Vorverkauf gibt es unter: 00 43/5 57 44 07-6.

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