Wetter: Rechtzeitig vor Lawine gewarnt: Kommission lag in Balderschwang richtig

16. Januar 2019 07:17 Uhr von Stefan Binzer
Walter Kienle, Obmann der Lawinenexpertengruppe.
Walter Kienle, Obmann der Lawinenexpertengruppe.
Matthias Becker

Goldrichtig hat die Lawinenkommission im Oberallgäuer Bergdorf Balderschwang gehandelt: Bereits 20 Stunden, bevor eine Lawine am Montag Teile des Hotels Hubertus verwüstete, hatte das Gremium die Sperrung des Wellness-Bereiches der modernen Herberge empfohlen – was die Gemeinde auch unverzüglich angeordnet hat. Dadurch sind vermutlich Menschenleben gerettet worden. Denn das wuchtige Schneebrett hat später tatsächlich die Bade- und Sauna-Abteilung des Hotels massiv beschädigt. Im Oberallgäu und Ostallgäu gibt es insgesamt zwölf örtliche Lawinenkommissionen. Diese setzen sich zusammen aus Männern und Frauen, die sich mit Schnee auskennen: Bergwachtler, Skilehrer, Liftbetreiber. „Wir sind hier acht ehrenamtliche Leute“, erklärt Walter Kienle, 46, Obmann der Balderschwanger Lawinenkommission. Jeder in diesem Gremium beobachtet in seinem Gebiet die Lage. Fällt viel Schnee, setzt sich die Kommission zusammen. In Balderschwang geschah dies erstmals in diesem Winter vor etwa zwei Wochen. Dann werden in den Skigebieten und an steilen Hängen über den besiedelten Gebieten Schneeprofile erstellt. Daran erkennen die Fachleute die Zusammensetzung des Schnees, ob sich die einzelnen Schichten verbunden haben oder drohen abzurutschen. Am vergangenen Sonntag schätzte die Balderschwanger Kommission die Lage für so gefährlich ein, dass sie der Gemeinde empfahl, die Straße über den Riedbergpass und ins österreichische Hittisau zu sperren, ebenso den Wellness-Bereich des Hotels Hubertus. „Die Entscheidung musste letztendlich ich treffen“, sagt Bürgermeister Konrad Kienle, 58, ein Cousin des Lawinen-Kommission-Obmanns. Das sei aber nicht schwierig gewesen, weil die Kommission aus erfahrenen Menschen bestehe, auf deren Urteil man sich verlassen könne. Ist diese Entscheidung von allen Bürgern und Urlaubern akzeptiert worden? „Die Allermeisten zeigten großes Verständnis für diese Maßnahme“, sagt das Gemeindeoberhaupt. Natürlich gebe es immer Einzelne, die nicht einsehen wollen, dass sie jetzt nicht aus dem Tal rein oder raus können oder Pisten nicht befahren dürfen. Aber die Sicherheit gehe immer vor. Auch Walter Kienle spricht von einzelnen Unbelehrbaren: „Wir erleben es immer wieder, dass Skifahrer in gesperrte Gebiete reinfahren. Diese Leute missachten nicht nur, dass sie sich selbst, sondern im Unglücksfall auch die Helfer und Hundeführer in Gefahr bringen.“