Wie in ganz Bayern fiel auch im Landkreis Lindau die Entscheidung eindeutig aus: 67,2 Prozent der Wähler stimmten am Sonntag beim Volksentscheid für ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie. Die Heimatzeitung hat sich bei Betroffenen umgehört.
Blankes Entsetzen herrscht bei Jose Martinez, dem Sprecher der Lindenberger Wirtevereinigung: "Das Ergebnis ist ganz schlimm, ganz furchtbar". Er selbst und andere Wirte haben auf Grundlage der bisherigen gesetzlichen Regelung in einen Raucherraum investiert - "und das war jetzt alles umsonst". Gut angekommen war diese Möglichkeit bei seinen Gästen in der "Krone". Jetzt müssen sie wieder vor die Tür, wenn sie rauchen wollen: "Und schon in der Vergangenheit hat die Stadt Lindenberg alle Wirte wegen der Kippen rund um die Lokale angeschrieben". So fürchtet Martinez, dass sich dieser Ärger nun wiederholt - mitsamt der Konflikte mit den Nachbarn von Kneipen, deren Gäste zu nächtlicher Stunde zum Rauchen vor die Tür müssen. Er hat bereits mit einigen Kollegen gesprochen und weiß: "Mancher wird aufgrund der sinkenden Umsatzzahlen Probleme bekommen".
Doch er weiß, wie es zu dieser Wahlentscheidung kommen konnte: "Zu wenige Raucher sind zur Wahl gegangen", sagt er mit Blick auf die geringe Wahlbeteiligung.
Nur geringe Auswirkungen auf seinen "Bayerischen Hof" in Lindenberg sieht Ludwig Gehring. Hier darf seit der Einführung des ersten Nichtraucherschutz-Gesetzes im Januar 2008 grundsätzlich nicht mehr geraucht werden. Auch einen Raucherraum hat Gehring mit Blick auf die Neuregelung zum 1. August 2009 nicht eingerichtet. Und doch ist auch er enttäuscht über den Ausgang des Volksentscheides. Denn als stellvertretender Sprecher des Wirteverbandes im Landkreis Lindau hätte er sich gewünscht, dass ein Wirt selbst entscheiden darf, ob sein Lokal ein Raucher- oder Nichtraucher-Lokal sein soll. So sieht er einen massiven Eingriff in die Gewerbefreiheit.
Die vielen Raucherklubs seien ein "Hilfeschrei" der Wirte gewesen, die zeigten, dass es Nischen für Raucher geben müsse. Durch den Volksentscheid sieht Gehring vor allem Kneipen und Bars in einer schwierigen Situation: "Schon jetzt spielt mancher Kartenspieler lieber daheim vor dem PC, weil er da rauchen kann oder trifft sich mit Freunden im privaten Bierkeller". Gehring macht keinen Hehl daraus, dass er gegen die neue, ab 1. August geltende Regelung gestimmt habe. Und das, obgleich er selbst Nichtraucher ist. Richtig sauer ist er, dass die aus seiner Sicht finanziell sehr gut gestellten Wirte auf dem Münchner Oktoberfest für 2010 eine Sondergenehmigung erhalten, so dass in den Festzelten noch geraucht werden darf: "Und ich wette, die bekommen sie auch im nächsten Jahr."
Auch Oktoberfest betroffen
Im Festzelt des Westallgäuer Oktoberfestes in Weiler darf hingegen schon 2010 nicht mehr geraucht werden. Dennoch bleibt Joachim Zwerger vom veranstaltenden Förderverein des FV Rot-Weiß Weiler gelassen. "Wir müssen und werden uns an die gesetzlichen Regelungen halten". Auswirkungen auf das Fest erwartet er nicht: "Die Leute sind so vernünftig und rauchen halt draußen". Über technische Möglichkeiten wie eine Überdachung für Nichtraucher müsse in weiterer Zukunft nachgedacht werden: "Mal sehen, was andere machen."
Ohne Raucher in seiner Gaststätte wäre der Heimenkircher "Marktwirt" Hubert Rast schnell in seiner Existenz gefährdert: "Ohne sie geht es nicht, ich lebe vom Bierumsatz - und den bringen die Raucher". Daher hat er schon auf das erste Nichtrauchergesetz reagiert und sich einen Baucontainer angeschafft, der neben das bestehende Wirtshaus gesetzt wurde. Ein direkter Zugang neben der Theke führt über eine Tür, die mit "privat" gekennzeichnet ist, in den Container. "Offiziell ist das mein vom Landratsamt genehmigter privater Aufenthaltsraum", so Rast. Diesen stellt er seinen Gästen zum Rauchen zur Verfügung. "Und das bleibt auch in Zukunft so", erklärt der Wirt. Ausgebaut ist der Container mit Heizung, Strom - und einem Zigarettenautomat.