Buchloe (lb). Auf großes Interesse stieß das jüngste Vortrags-Angebot des Buchloer Kinderschutzbundes im Zuge des 'Elternforums': Etwa 40 Mütter und auch einige Väter hatten sich vom Titel 'Zickenalarm - Eltern kalt erwischt' ins Jugendzentrum locken lassen. Martina Kokorsch, Diplom-Psychologin und als Mitarbeiterin der Kaufbeurer Erziehungsberatungsstelle der Diözese Augsburg in der Buchloer Außenstelle vielen nicht unbekannt, referierte über Besonderheiten der Mädchenerziehung. Nachdem im vergangenen Jahr die Buben besonders ins Blickfeld der Vorträge gerückt worden waren, sind heuer die Mädchen an der Reihe: Vor allem die heiklen Zeiten der Kindheit, Trotzphase und Pubertät, so wurde im Gespräch schnell klar, lassen offenbar in vielen Familien einen mehr oder weniger starken Leidensdruck und Beratungsbedarf entstehen. In ihrem Referat gab Kokorsch einen umfassenden Überblick über den Stand der Forschung hinsichtlich der Geschlechterrollen und ihrer Bestimmung durch körperlich-genetische Faktoren einerseits und anerzogene, von der jeweiligen Sozialisation geprägte Elemente andererseits. Interessant war, wie unterschiedlich im Plenum schon der Begriff 'Zicke' definiert wurde: Während sich wohl alle anwesenden Eltern ein gesundes Selbstbewusstsein für ihre Töchter wünschten, wurde die 'Zicke' überwiegend mit negativen Eigenschaften wie 'überzogen selbstbewusst', 'egoistisch' und 'unangemessen im Verhalten' in Verbindung gebracht.
Eigene Methoden überdenken Vor dem Hintergrund traditioneller Werte, wie ein Mädchen zu sein habe - im Unterschied zu den Dingen, die man Jungen bewusst und unbewusst im Laufe der Erziehung vermittelt - wurden die Anwesenden dann eingeladen, den eigenen Erziehungsstil immer wieder zu überdenken. Als Idealziel gelungener Erziehung wurde eine ausgewogene Verbindung traditioneller, auf Ausgleich und Kommunikation ausgerichteter weiblicher Verhaltensweisen mit jenem Durchsetzungsvermögen, das man früher eher ausschließlich den Buben und Männern zubilligte, benannt. Natürlich vergaß Martina Kokorsch als Fachfrau aus der Praxis nicht, den Eltern konkrete Tipps für den Alltag mit zu geben: So gelte es, Mädchen in der Wahrnehmung ihrer Gefühle, ihres Körpers, ihrer Interessen und Hobbys (gerade dann, wenn sie nicht typisch weiblich sind) zu ermutigen. Wichtig sei auch, eventuell schädliche Einflüsse verschiedener Medien, von Spielen bis hin zur Werbung, zu prüfen, Schönheitsideale im Gespräch mit der Tochter zu hinterfragen, zur Eigenverantwortlichkeit, aber auch zur Annahme der eigenen, einzigartigen Persönlichkeit mit allen Stärken und Schwächen zu erziehen. Den Eltern empfahl die Psychologin außerdem mehr Gelassenheit, Ausdauer und auch Humor, um gemeinsam mit den Töchtern gut durch schwierige Jahre zu kommen.
Noch viele Fragen mehr Trotz der Informationsfülle, mit der die Referentin aufwartete, waren auch nach mehr als zweieinhalb Stunden noch nicht bei allen alle Fragen geklärt: Die Psychologin stand auch nach Ende der Veranstaltung noch für Einzelgespräche zur Verfügung.