Rap mit Herz bot Cro beim Königswinkel-Open-Air. Gute Laune für die ganze Familie statt Macho-Gangsta-Sprüche war am Ufer des Forggensees angesagt.
Im Mittelteil ging es kurz zur Sache, wummerten die Bässe, wetteiferten Cro und Danju. Ansonsten lieferte der Mann mit der Pandamaske vor romantischer Kulisse ein familienfreundliches Konzert.
Es war wie ein Sonntagsausflug, zugeschnitten auf die 8.000 Besucher, von denen ein erheblicher Teil aus Eltern mit Kindern im Grundschulalter bestand. Manche Kinder verbrachten den Abend hoch oben auf den Schultern der Papas. Ganz vorne, vor der Bühne jubelten vor allem viele weibliche Teenager.
Seine Fans hat Cro im Griff. Er erklärt zunächst, was seine Hand-Kommandos bedeuten (Jubel, Ruhe ). Zum Höhepunkt des Abends kommt der 26-Jährige von der Bühne herab. Für eine Auserwählte in der ersten Reihe gibt es, nachdem er Füssen auf küssen gereimt hatte, einen Kurzknutscher.
'Könnt ihr nur schreien oder auch singen?', schraubt Cro die Anforderungen allmählich hoch. Das Publikum wird in Fraktionen (rechts, links, vorn, hinten, alle zusammen) aufgeteilt und dirigiert. Und schließlich, als es dunkel ist, kommt der langersehnte Handyschwenker dran. Tausende Bildschirmchen bewegen sich vereint zu Cros Hit 'Bye Bye'.
Auch die 'Alten, Buckligen' sollen ihr Handy auspacken, mahnt Cro, der keine Wellenbrecher im Spaß-Ozean duldet. 'Papa, das geht so!', werden die Kids aufgefordert, ihren Alten Nachhilfe zu geben. 'Ich würde mir wünschen, ihr wärt alle hier oben', seufzt Cro auf der Bühne.
Ansonsten werden wir hineingenommen ins harte Leben eines Bühnenstars, der zum Beispiel Tee bestellt (für die strapazierte Stimme) und dann, Ogottogott!, Limo bekommt.
Dreistöckig imposant ist die Bühne. Unten der Meister selbst, umgeben von Schlagzeuger, Bassist und E-Gitarrist. Darüber noch einmal ein Schlagzeuger sowie ein Keyboarder und DJ. Ganz oben drei Sängerinnen, flankiert von vier Bläsern auf der einen und vier Streichern auf der anderen Seite, die den Sound veredeln.
Von Sinatras 'New York, New York' bis zu einer Sarabande von Händel verwurstet Cro so allerhand in seinem Mix. Meist im chillig-entspannten Tempo, das als Raop (Mix aus Rap und Pop) sein Markenzeichen wurde.
Zwei riesige Bildschirme neben der Bühne zeigen abwechselnd den Soft-Rapper oder Ausschnitte des Publikums. Obwohl es um die Füssener Berge schwarz und schwärzer wird, bleibt es trocken. O Wunder. Irgendjemand scheint hier den Draht nach oben zu haben!
Auch jenseits der Absperrung und an der Bundesstraße genießen viele Zaungäste, die keine Karte mehr bekamen, das Konzert. Ob man 200 oder 400 Meter von der Bühne weg ist, das macht das Kraut auch nicht fett. Und aus der Entfernung ist der Sound keineswegs schlechter, sondern sogar textverständlicher.
Cro ist einfach nett zu allen und sorgt auch 'draußen' für gute Stimmung.
Den Artikel sowie Stimmen von Cro-Fans finden Sie in der Dienstagsausgabe unserer Zeitung vom 26.07.2016. Die Allgäuer Zeitung und ihre Heimatzeitungen erhalten Sie in den jeweiligen AZ Service-Centern im Abonnement oder digital als e-Paper