Rainer von Vielen wird allgemein der Hip-Hop-Szene zugerechnet. Mit seiner bassig-röhrenden Stimme und mit seinem Akkordeon sorgte er jedoch gleich zu Beginn des Konzert im Rahmen der Artig-Ausstellung in der Kemptener Markthalle für eine Überraschung. Durch sein übernatürlich tiefes Brummen, das wir von tibetanischen Mönchen kennen, und nur von seinem Akkordeon begleitet, zog er mit dem Song "Summ, Summ" das Publikum sofort in seinen Bann.
Mit diesen beiden "Instrumenten" bringt er einen ganz untypischen und einzigartigen Klang in das Genre des schnellen Sprechgesangs auf gleichförmigen, meist elektronischen Rhythmen. Der in Kempten geborene und nun in Kimratshofen lebende Musiker beherrscht perfekt den Obertongesang der buddhistischen Meditationspraxis und versteht es ausgezeichnet, den Umfang von extremen Tiefen und mehrstimmigen Höhen mit dem Hip-Hop-Konzept zu verbinden.
Mit seiner Band "Kauz" hat Rainer von Vielen einen wohltuend unaggressiven, dennoch sehr satten Rocksound gefunden, der auch meditativ und sehr poetisch werden kann.
Diese handwerkliche Vielfalt und formale Spannweite, die von hartem Protestgesang bis zu leisen, fast lyrischen Songs reicht, macht Rainer Hartmann schon lange nicht mehr zu einem von Vielen, wie sein Künstlername wohl suggerieren will.
Das zahlreiche, nicht nur junge Publikum ließ sich sowohl von den satten als auch von den leisen Tönen anstecken und zum Mitsingen animieren. Die klugen Texte über Arbeit, Freiheit und Stillstand auf hohem Niveau, der gut ausbalancierte Mix aus elektronischen und akustischen Klängen, die lauten, mitreißenden Beats und leisen, innigen Songs verschafften den Besuchern einen sehr ausgelassenen und kurzweiligen Abend.