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Räudiger Fuchs bei Missen: Tierarzt aus Ermengerst warnt vor Gefahr für Haustiere

Tierkrankheit Fuchsräude

Räudiger Fuchs bei Missen: Tierarzt aus Ermengerst warnt vor Gefahr für Haustiere

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    Fuchs, der an der Fuchsräude leidet: Seltene Fotoaufnahme vom all-in.de-Fotoreporter
    Fuchs, der an der Fuchsräude leidet: Seltene Fotoaufnahme vom all-in.de-Fotoreporter Foto: Benjamin Liss

    Ein "räudiger Fuchs", ein "räudiger Hund" - die Krankheit "Fuchsräude" ist im Deutschen ein geflügeltes Wort. "Räudig" nennt man etwas, wenn es abstoßend oder widerlich ist. Dahinter steckt eine Krankheit, die sogenannte Fuchsräude. Unser Foto-Reporter Benjamin Liss hat einen Fuchs, der an Fuchsräude leidet, bei Missen (Oberallgäu) in der freien Wildbahn fotografieren können. Kein schöner Anblick. Wie gefährlich ist die Fuchsräude für Haustiere oder auch für den Menschen? Dr. Johannes Harlacher, seit über 30 Jahren Tierarzt im Oberallgäuer Ermengerst und seit über 20 Jahren Jäger, kennt die Krankheit und ihre Gefahren. Er erklärt gegenüber all-in.de, dass die Fuchsräude durch Milben ausgelöst wird, die sich in die Haut eingraben. Sie "vermehren sich rasend schnell, fressen Hautgewebsreste, trinken Gewebsflüssigkeit", so Harlacher. Das führt dazu, dass die Durchblutung fehlt, das Fell stirbt ab. Starker Juckreiz sorgt dafür, dass der Fuchs sich kratzt und dadurch stellenweise sein Fell verliert. Die Fuchsräude ist tödlich. Befallene Füchse sterben nach ca. drei bis fünf Monaten, im Winter meist schon früher an Lungenentzündung.

    Besonders gefährdet: freilaufende Hunde

    Die Übertragung auf den Hund erfolgt meist über den direkten Kontakt. Freilaufende Hunde können beim Gassigehen auf einen Fuchs treffen. In der Regel ist das keine freundliche Begegnung. Gerade bei einer kämpferischen Auseinandersetzung können die Milben über den Mund relativ schnell auf den Hund übergehen. Um die Augen und Ohren macht sich die Räude beim Hund meist zuerst bemerkbar. Der Hund leidet unter Juckreiz, die Haut wird dicker, es bildet sich aus Hautschuppen eine Art Mehl auf der Haut. Auch Füchse, die in Siedlungen herumschleichen, können die Räude auf Haustiere übertragen. Sie verlieren kleine Hautteile mit den Milben, die noch ca. drei Wochen lang aktiv sind. Das heißt, es ist "Ansteckung möglich, auch wenn der Fuchs schon lange wieder weg ist", so Harlacher. Hier besteht dann durchaus auch Gefahr für Katzen, sich anzustecken. Befallene Haustiere müssen umgehend zum Tierarzt. Die Behandlung erfolgt dann über sogenannte Aufgusspräparate wie bei Wurmbefall, die der Hund oder die Katze regelmäßig einnehmen muss, und dauert etwa zwei bis drei Monate. Sie darf nicht unterbrochen werden und "sollte beim kleinsten Anzeichen von weiterem Milbenbefall weitergeführt werden", so Dr. Harlacher. Unbehandelt würde das Haustier nach mehreren Monaten sterben.

    Gefahr für den Menschen: eher gering

    Für den Menschen gilt die Räude im Allgemeinen als nicht besonders gefährlich. Natürlich können die Milben beim Kuscheln mit dem Hund oder der Katze auch auf dem Menschen landen. Allerdings scheinen die Milben den Menschen nicht besonders zu mögen. Dr. Harlacher vermutet, dass das damit zusammenhängt, dass die Haut des Menschen im Vergleich zum Hund für die Milben zu dünn ist. Haben sie sich dennoch eingenistet, kann es über Bakterien, die die Milben mitbringen, zu lokalen Entzündungen kommen. Das sei im Allgemeinen "nicht allzu schlimm", so Dr. Harlacher, bei einer allergischen Reaktion solle man aber umgehend einen Hautarzt aufsuchen. Vor über 30 Jahren war auch die Übertragung der Räude vom Fuchs auf Kühe noch relativ häufig. Heutzutage sei das aber relativ selten, sagt Dr. Harlacher und führt das zurück auf die heute auf Bauernhöfen verwendeten rotierenden Bürsten in den Laufställen der Kühe, die den Milben so schaden. Die Anzahl der Räudefälle ist von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich. Nach Meinung von Dr. Harlacher hängt die Häufigkeit auch mit dem Nahrungsangebot für Füchse zusammen. Gut genährte Füchse, so vermutet der Tierarzt, haben bessere Abwehrkräfte und sind deshalb weniger anfällig für den Milbenbefall.

    Gegenmaßnahme: Befallene Füchse entnehmen

    Die hohe Ansteckungsgefahr von räudigen Füchsen sorgt natürlich für Handlungsbedarf bei den Jägern. Dr. Harlacher, selbst seit vielen Jahren Jäger, kennt die Notwendigkeit, einen von der Fuchsräude befallenen Fuchs zu entnehmen. Die Alternativen: schießen oder lebend fangen und einschläfern. Eine Ausnahme ist die Zeit, in der die Füchse ihre Jungen aufziehen. Hier sind die Elterntiere zu wichtig für den Nachwuchs. Diese Zeit ist nicht ganz klar geregelt, man geht von Ende Februar bis etwa in den Juli hinein aus. Junge Füchse sind etwa ab dem dritten bis vierten Lebensmonat selbständig und nicht mehr auf die Eltern, speziell das Muttertier ("Fähe") angewiesen. Männliche Füchse können etwas leichter entnommen werden. Sie sind für die Aufzucht der Jungen entbehrlich. Im Zweifelsfall hält der Jäger Rücksprache mit dem zuständigen Landratsamt, um die Entnahme abzuklären.

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