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Rabatte bis zur Schmerzgrenze

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Rabatte bis zur Schmerzgrenze

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    Von Bernd Skischally, Memmingen - Bunte Schilder mit Aufschriften wie 'Preissturz' oder 'Bis zu 60 Prozent reduziert' machen es deutlich: die Rabattschlacht der Kaufhäuser tobt heuer schon weit vor Beginn des offiziellen Winterschlussverkaufs. Der Wegfall des Rabattgesetzes (siehe Wortweiser) ermöglicht es dem Handel, massive Schnäppchen-Preise anzubieten. Während sich die Kunden weitgehend über die Billig-Angebote freuen, beklagen vor allem kleinere Memminger Einzelhändler das zunehmend sinkende Preisniveau. Bereits im Dezember haben viele Händler ihre Preise teilweise massiv gesenkt, um das schleppend laufende Weihnachtsgeschäft zu beleben. 'Die Läden waren zwar sehr gut besucht, der Umsatz stimmte allerdings trotzdem nicht', schildert Markus Hartmann, stellvertretender Vorsitzender des Memminger Einzelhandelsverbandes. Große Handelsketten hätten deshalb im Dezember damit begonnen, Rabatte bis zu 70 Prozent zu gewähren, um den Kunden zusätzliche Kaufanreize zu geben. 'Kleinere Einzelhändler haben bei diesem aggressiv geführten Preiskampf das Nachsehen. Um auf dem Markt einigermaßen mit Großunternehmen mithalten zu können, muss jeder Händler die Preise bis zur absoluten Schmerzgrenze senken', erklärt Hartmann und spricht in diesem Zusammenhang von einem 'Verdrängungsprozess'.

    Scharfe Kritik an der von Konzernen losgetretenen Rabattschlacht übt Gerhard Eckhofer, Geschäftsführer des gleichnamigen Memminger Modehauses. 'Wer keine Preis-Abschläge macht, bleibt als Händler auf der Strecke', meint Eckhofer. Die drastischen Preissenkungen führen seiner Meinung nach auch dazu, dass die Kunden weniger Wert auf qualitative Ware legen. 'Ich hoffe, dass sich die Angebots-Welle nach dem Schlussverkauf massiv beruhigt und künftig nicht mehr solche Formen annimmt', sagt Eckhofer. Die Geschäftsführer von großen Memminger Warenhäusern wie Karstadt oder K&L Ruppert - deren Rabatt-Aktionen von der jeweiligen Zentrale gesteuert werden - äußern sich ebenfalls kritisch zum Preis-Verfall der vergangenen Wochen. 'Die Händler werden unglaubwürdig, wenn sie nur noch verbilligte Ware anbieten', betont Veronika Schiedel, stellvertretende Geschäftsführerin der Memminger Ruppert-Filiale. Auf Grund des schlechten Winter-Geschäfts müssten die Lager diesmal allerdings mit extremen Mitteln geleert werden, erklärt Schiedel. Dass der Werbe-Spruch 'Geiz ist geil' derzeit recht treffend ihr Kaufverhalten beschreibt, wird von Kunden eingeräumt. 'Ich kaufe viel spontaner, wenn ich sehe, dass ein Artikel drastisch reduziert worden ist', sagt etwa Martina Weber (27) aus Memmingen. Und ein 42-jähriger Mann bestätigt: 'Gerade bei Kleidung nehme ich inzwischen fast nur noch reduzierte Ware.'

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