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Provozierter Lehrer schlägt seine Schüler

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Provozierter Lehrer schlägt seine Schüler

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    Geldstrafe wegen Körperverletzung im Amt Von Brigitte Horn Sonthofen. Von seinen Schülern nach Kräften provoziert, verlor ein Oberallgäuer Lehrer die Nerven, und er schlug auf mehrere Schüler ein. Das deutsche Recht ahndet ein derartiges Verhalten als Körperverletzung im Amt, und der Pädagoge landete jetzt vor Gericht. Zwar zeigte selbst die Anklagevertreterin ein gewisses Verständnis für die (Über-)Reaktion des total entnervten Lehrers. Vor einer saftigen Strafe von knapp über 10 000 Mark konnte ihn das aber nicht bewahren.

    Nachdem an einem Vormittag im Februar in der Oberallgäuer Hauptschulklasse bereits die Zeugnisse verteilt worden waren, wollte der Angeklagte noch zwei Stunden regulären Unterricht halten. Aber die Jugendlichen machten ein Heidenspektakel, lümmelten mit den Beinen auf den Tischen herum, schnippten mit Papierkügelchen und warfen Federmäppchen durchs Zimmer. Irgendwann war es dann mit der Beherrschung ihres Lehrers vorbei: Er zog einen der Rabauken an den Haaren, gab einem anderen eine Ohrfeige und versetzte zwei weiteren Achtklässlern einen Schlag mit dem Zeigestab.

    Weil nicht alle Eltern der betroffenen Buben seine spätere Entschuldigung akzeptieren wollten, sondern auf einer Anzeige beharrten, reagierte die Justiz mit einem saftigen Strafbefehl über 23 400 Mark. Dagegen legte der 60-Jährige Einspruch ein.

    Dieser wurde nun vor dem Amtsgericht Sonthofen verhandelt, wobei auch die Staatsanwältin nicht mehr an einer derart hohen Geldstrafe festhalten wollte. Der Pädagoge habe Schwierigkeiten, mit den heutigen Verhältnissen und Frustrationsproblemen an der Hauptschule zurechtzukommen, meinte sie. Andererseits hätten auch die Schüler selbst eine gewisse Provokation zugegeben.

    Nachdem sich über Monate Aggressionen angestaut hatten, seien dem Lehrer die Nerven durchgegangen. Das sei 'in gewissem Maße nachvollziehbar, aber in unserem Schulsystem nicht zu dulden' sah die Anklagevertreterin das Verhalten des Lehrers in milderem Licht und plädierte auf eine Geldstrafe von 10 800 Mark (90 Tagessätze à 120 Mark).

    Sein Mandant ­ kein gleichgültiger, sondern ein sehr engagierter Lehrer ­ sei in dieser Klasse Anfeindungen und Belästigungen ausgesetzt gewesen, betonte der Verteidiger. Und die Summe solcher Dauer-Unterrichtsstörungen könne einen in dieser Stresssituation schon zur Weißglut bringen. Auch sei es nicht mit dem Ehrenkodex des Pädagogen zu vereinbaren gewesen, dass eine ganze Klasse demonstrativ seinen Unterricht torpediert.

    So hätten die Schüler, die den Pädagogen stark provozierten, selbst einen Teil Mitschuld an der eskalierenden Entwicklung, sagte der Anwalt. Auch mit Blick auf die dienstlichen Nachteile, die sein Mandant zu erwarten habe, hielt er 5000 Mark Geldstrafe (50 Sätze zu 100 Mark) für angemessen.

    Richter Sebastian Kühn erkannte auf vier minderschwere Fälle der Körperverletzung. Auch wenn man berücksichtige, wie schwer es Lehrer an der Hauptschule vielfach haben, sei das im strafrechtlichen Sinn keine Rechtfertigung für körperliche Züchtigung. Der Angeklagte hätte gelassener reagieren müssen, fand der Richter. Er empfahl dem Lehrer einzusehen, dass es ein aussichtsloses Unterfangen ist ('das war schon zu meiner Schulzeit so'), am letzten Schultag 'richtigen' Unterricht halten zu wollen.

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