"Politik kann nicht alles lösen. Aber wir legen auch nicht die Hände in den Schoß und sagen, der Markt wirds schon richten." Das versicherte SPD-Bundestagsabgeordneter Florian Pronold gestern Nachmittag dem Geschäftsführer des Memminger Karstadt-Warenhauses, Jochen Keller. Der designierte Vorsitzende der Bayern-SPD stattete mit dem Memminger Bundestagskandidaten Rolf Spitz sowie weiteren SPD-Vertretern und Gewerkschaftsmann Ludwin Debong der Firma Schütz in Boos sowie dem Kolping-Bildungszentrum und Karstadt einen Besuch ab. "Ich möchte mir ein Bild über die Situation vor Ort machen", so Pronold.
Bei Karstadt berichtete Keller dem 36-jährigen Politiker davon, dass die Insolvenz des Mutterkonzerns Arcandor nur in den ersten beiden Tagen einen Schockzustand bei den rund 120 Beschäftigten in Memmingen verursacht habe. "Aber eine Insolvenz kann auch eine Chance sein", habe er seinen Leuten klargemacht, sodass wieder ein "Nährboden für gute Arbeit" da sei. Schließlich stehe die Memminger Karstadt-Filiale mit einem Jahresgewinn von gut einer Million Euro gut da. So seien die Chancen, dass das Haus die Insolvenz überlebe, nicht die schlechtesten. So sieht es auch Pronold. Zudem sprach er sich für staatliche Hilfe für die Warenhäuser aus. Denn es sei besser, Arbeit zu finanzieren als Arbeitslosigkeit.
Mögliche Staatshilfen knüpft der Sozialdemokrat aber an eine Bedingung: "Die Eigentümer, die zuvor Geld aus dem Unternehmen gezogen haben, müssen ihrer Verantwortung ebenfalls gerecht werden." Denn es gehe nicht an, dass der Staat denjenigen Geld hinterherwerfe, die zuvor zum Nachteil des Betriebs von diesem privat profitiert hätten.
Unterstützung zugesagt
Indes sicherten die SPD-Stadträte Spitz und Werner Häring dem Karstadt-Geschäftsführer ihre Unterstützung zu, was Aktionen auf dem Westertorplatz angeht. Dort möchte Keller künftig Veranstaltungen auf die Beine stellen, um mehr Kunden in das Warenhaus zu locken.
Vor dem Karstadt-Besuch hatte Beate Maier-Graf, Leiterin des Kolping-Bildungszentrums, Pronold über Probleme ihrer Einrichtung informiert. So drängten immer mehr Träger mit billigen Bildungs-Angeboten auf den Markt. Sie wünsche sich deshalb eine Änderung der Vergabeordnung bei öffentlichen Aufträgen. Denn die Agentur für Arbeit müsse sich am Preis orientieren, wenn sie Fortbildungsmaßnahmen "einkaufe".
Pronold möchte sich dafür einsetzen, dass die Arbeitsagentur vor Ort selbstständiger entscheiden könne, nach welchen Kriterien sie einen Bildungsträger auswähle. Dann würde am Ende nicht mehr der Preis die entscheidende Rolle spielen, und die Beschäftigten bei Kolping könnten "gutes Geld für gute Arbeit" verdienen.