Voll besetzt und erwartungsfroh präsentierte sich das Kurhaus in Oberstaufen beim Nörglerabend der Liedertafel und der Blasmusik. Alle waren gespannt, wie sich die Nachfolger des Bruder Gallus, der im vorigen Jahr in den Nörgler-Ruhestand getreten war, schlagen würden. Um es vorweg zu nehmen: Bruder Ludwig und Bruder Martin (Vater und Sohn Beckel) machten ihre Sache, sprich die "Nörgelei", trotz anfänglicher Nervosität gut. Bevor die beiden loslegen durften, wurde das obligatorische Bockbier-Fass angestochen und Bruder Hugo (Mayer) begrüßte zusammen mit Bruder Stefan (Schädler) das Publikum in humorvoller und "derbleckender" Manier.
Doch dann nörgelten Bruder Martin und Ludwig drauf los. Aufs Korn genommen wurde der in vorderster Front sitzende Landtagsabgeordnete Eberhard Rotter, dem eigenwillige Ratschläge für ein weiteres Erklimmen der CSU-Karriereleiter gegeben wurden. Man Beschäftigte sich mit der in Oberstdorf regierenden "Einheimischen-Mafia, den Rechthablern" ("die wechseln ihren Kurdirektor öfter als die Staufner den Kurhauspächter") und mit dem "Primatentheater im Immenstädter Stadtrat".
Bürgermeister Grath empfahlen sie, sich ein Beispiel am "Kaiser von Sonthofen" zu nehmen, der sich einen "Acht-Millionen-Palast" genehmigte, während sich das Staufner Oberhaupt mit einer "Bruchbude in der Schloss-Straße" begnügen würde.
Pfarrer, Gemeinderäte, Vereine, die Allgäu-Orient-Rallye und viele weitere bekannte Oberstaufner Bürger, sie alle wurden von Bruder Martin und Bruder Ludwig nörgelnderweise bedacht, dass sich bisweilen die Balken der Kurhausbühne bogen.
"Die kleine Kneipe" und die Krise
Der musikalische Teil hatte es ebenfalls in sich. Zu den Klängen der vierköpfigen "Klosterkapelle" unter Leitung von Bernhard Lingg schallten regional betextete Lieder zur Wirtschaftskrise ("Die kleine Kneipe"), zum Heimatdienst ("Ich wär´ so gerne Millionär"), zur Fernwärme ("Marmor, Stein und Eisen bricht") oder zu "Staufen plus" ("Viva Colonia"). Die "Brüder" Hugo und Ludwig, Luis (Fäßler), Markus (Fäßler) und Klaus (Neher) begeisterten das Publikum wie auch die Musikanten mit ihren urkomischen "Hackschnitzel-Tänzen" und die Liedertafel mit dem "jordanischen Markt".
Sylke Hummel schließlich brachte den Saal zum Toben, als sie die zweiten Bürgermeisterin Renate Specht zur Melodie von "Ein bisschen Frieden" mimte.