Schrattenbach/Salzburg (mr). - Als Erwin in Schrattenbach vor 28 Jahren getauft wurde, sagte der damalige Ortspfarrer Philipp Hoberg zur Mutter: 'Jetzt habt ihr den vierten, gesunden Sohn geschenkt bekommen, könnte der nicht sein Leben dem priesterlichen Dienst widmen?' Magda Mayer antwortete so, wie es ihrem Lebensmotto entspricht. 'Wenn es Gottes Wille ist, dann wird es auch so kommen.'Und es kam so! Da war sich die Mama schon beim achtjährigen Erwin sicher. Als der Zweitklässler ihr seinen Eintrag in das Album einer Mitschülerin zeigte, stand da unter Berufswunsch das Wort 'Priester'. Magda schaute offenbar etwas überrascht, worauf der Junge fast schon erzürnt sagte: 'Wenn ich wirklich Priester werden will, dann kann ich das auch ins Album schreiben!'20 Jahre später wird der Wunsch zur Realität. Am Donnerstag empfing Erwin im Hohen Dom zu Salzburg das Sakrament der Priesterweihe (160 Menschen seiner Heimat waren Augenzeugen). Am Samstag gegen 18 Uhr ist großer Empfang in Schrattenbach, und am Sonntag beginnt um 9.45 Uhr der Primizgottesdienst auf einer Altarbühne unterhalb des Dorfes.
Mit Religionslehrern diskutiert Schon früh entwickelte Erwin Mayer ein reges Interesse an kirchlichen Dingen. Bereits als Zwölfjähriger war er in der Schrattenbacher Pfarrkirche Sankt Nikolaus fast unabkömmlich. Zeitweise diente er als Ministrant, Lektor und Mesner in Personalunion. Das Studium entsprechender Literatur befähigte Erwin, im Allgäu-Gymnasium in Kempten auch tief schürfende Diskussionen führen zu können. 'Die Religionslehrer im Gymnasium mussten sich auf den Unterricht gut vorbereiten', schmunzelt Mutter Magda heute noch. Wobei sich seine Fähigkeiten auch in anderen Fächern zeigten: Mit einem Noten- durchschnitt von 1,4 war er 1997 der Viertbeste unter 139 Abiturienten. Das Studium der Theologie, Philosophie und auch Religionspädagogik führte Erwin nach Eichstätt und zuletzt nach Salzburg. Dort legte ihm nun Erzbischof Dr. Alois Kothgasser die Hand aufs Haupt sprach und das Weihegebet - für den Schrattenbacher und noch drei weitere Neupriester. Das elterliche Beispiel ist prägend bei der Wahl des Priesterberufes. 'Ein Sonntag ohne Kirchgang ist kein Sonntag', betont Vater Remig Mayer und zählt die Vorzüge auf: Übers Leben nachdenken, von der Predigt was mitnehmen und Kraft für den Alltag schöpfen. Vor allem Letzteres konnte das über Jahrzehnte im eigenen Zimmerei-Betrieb stark eingespannte Ehepaar gut gebrauchen. Die heiter und gelassen wirkende Magda hatte gar nie Zeit, um über ihre Dreifachbeanspruchung nachzudenken: vierfache Mutter, Haushalt und auch noch Büro-Chefin. Heute sind die Mayers froh darüber, dass alle vier Söhne tüchtig wurden und bereits um das zehnte Lebensjahr herum wussten, was sie wollten. Noch was haben die Brüder gemeinsam: Die Liebe zur Heimat, zu den Bergen. 'Wenn einer nach längerer Zeit wieder heimkehrt, kann es vorkommen, dass er auf die Terrasse geht und 15 Minuten lang den herrlichen Panoramablick vom Breitenberg (Pfronten) bis zum Rindalphorn genießt', erzählt Remig Mayer.
Ein großer Augenblick Ob die Primiz der bisherige Lebens-Höhepunkt ist? 'Natürlich sind für Eltern Priesterweihe und Primiz ganz große Augenblicke', sagt Magda. Aber sie erinnert sich an ihre vier Geburten: Jede Niederkunft habe für die Familie ebenfalls ein 'überwältigendes Gefühl des Glückes und der Dankbarkeit' gebracht. Auch im Vorfeld der Primiz sind die Eltern des Neupriesters guter Dinge: Es sei schön, in einem Ort mit so intakter Dorfgemeinschaft leben zu dürfen, unterstreichen sie. Remig Rauch, der zusammen mit Ludwig Endres den Festausschuss leitet, kann da nur beipflichten. 'Ganz Schrattenbach ist auf den Beinen, und alle werden ihren Beitrag zu einer schönen Primizfeier leisten', erklärt Rauch.